Dienstag, 31. Januar 2012

das Kölsche Grundgesetz


Wenn man den Rheinländer beschreiben will, da gibt es Situationen, die erschließen sich nur über den Dialekt.

In einer Karnevalssendung erzählten zuletzt zwei Putzfrauen einen Witz:

Erste Putzfrau: ech maak die ääd (ich mache Diät)
Zweite Putzfrau: ech maak die vinster (ich mache die Fenster)

Jemand, der des rheinischen Dialektes nicht mächtig ist, kann diesen Witz nicht verstehen, denn das Wort „die ääd“ ist mehrdeutig. Zum einen „Diät“, so wie es der Hochdeutsche versteht, zum anderen „die Erde“ auf Platt, auf Kölsch.

Am Beispiel dieses Witzes lässt sich der Rheinländer charakterisieren. Der Rheinländer ist direkt, er kann derb sein, er nimmt die Dinge nicht richtig Ernst. Lachen und Humor sind zentraler Bestandteil – nicht nur zu Karnevalszeiten – vor allem kann er auch über sich selbst lachen. Bodenständig und verwurzelt ist er in seiner Heimat und in seinem Umfeld.

Charakterisieren kann man den Rheinländer auch über Gegensätze, nämlich zu anderen deutschen Gegenden.

So ziemlich das Gegenteil zu den Rheinländern sind „Fischköppe“ oder Hamburger. Eine kühle, auf Distanz gehende, rational geprägte Art ist dem Rheinländer fremd. Er schart sich lieber mit anderen zusammen, trinkt gerne ein paar Kölsch oder Alt – aber kein Pils – in der Eckkneipe. Dabei ist egal, welche Kumpel dies sind oder welche Nationalität sie haben. Mit Rheinländern kommt man schnell ins Gespräch, sie sind ein geselliges Völkchen.

Die Schwaben sind ein anderer Gegenpol zu den Rheinländern. Rackern, ackern, schuften, das kann auch der Rheinländer, aber bitte mit einem Spaßfaktor. Immer nur schaffen, schaffen, schaffen, dazu fehlt dem Rheinländer die Ausdauer. Da sucht er lieber – wie bei anderen Dingen – die Geselligkeit mit anderen. Nach getaner Arbeit mit anderen einen Trinken – da stimmt sein Weltbild wieder.

Skeptisch betrachtet der Rheinländer alles, was aus dem Hauptstadtraum rund um Berlin kommt. Das sind Nachwehen des Wiener Kongresses von 1815, als das Rheinland, welches bis dahin Frankreich zu gehörte, von Preußen okkupiert wurde. Preußische Denkweisen wie Disziplin, Obrigkeitsdenken, Hierarchien, Fleiß kombiniert mit Entbehrung, das alles ist dem Rheinländer höchst suspekt. In dieser Epoche sind auch die Wurzeln des Karnevals zu suchen: der Rheinländer schlüpfte in seine Uniform, so wie er es wollte, nicht im Gleichschritt mit irgendwelchen Kompanien, sondern lieber in geselliger Runde.

Große Ähnlichkeiten hat der Rheinländer hingegen mit den Bayern. Biergärten haben sich zunehmend im Rheinland ausgebreitet. Beide Volksgruppen pflegen vielerorts ihren Dialekt, sie sind in ihrer Heimat verwurzelt und sie sind stolz darauf. Beide Charaktere sind deftig, direkt, sie sagen ihre Meinung, sie ecken an und man weiß, was man von ihnen zu halten hat.

Es ist nicht richtig kodifiziert, sondern über die Jahre gewachsen, aber sehr treffend ist die Mentalität des Rheinländers in dem „Kölschen Grundgesetz“ beschrieben. Eine vollständige Version hat der Kabarettist Konrad Beikircher zusammengefasst:

Artikel 1
Sieh den Tatsachen ins Auge!
Et es wie et es.

Artikel 2
Hab keine Angst vor der Zukunft!
Et kütt wie et kütt.

Artikel 3
Lern aus der Vergangenheit!
Et hät noch immer god gegange.

Artikel 4
Jammer den Dingen nicht nach!
Wat fott es, es fott.

Artikel 5
Sei offen für Neuerungen!
Et bliev nix wie et wor.

Artikel 6
Sei kritisch, wenn Neuerungen Überhand nehmen!
Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.

Artikel 7
Füg dich in dein Schicksal!
Wat wells de maache?

Artikel 8
Achte auf deine Gesundheit!
Maach et god, ävver nit zo off!

Artikel 9
Stell immer die Universalfrage!
Wat soll dä Quatsch?

Artikel 10
Komm dem Gebot der Gastfreundschaft nach!
Drinks de eine met?

Artikel 11
Bewahr dir eine gesunde Einstellung zum Humor!
Do laachs de dich kapodd.

Das Kölsche Grundgesetz hat mir in so manchen Lebenssituationen geholfen, Gelassenheit zu bewahren. Man steht über den Dingen, die einen tagtäglich bewegen. Einerseits lernt man, Alltagssituationen mit Demut entgegen zu gehen. Andererseits, niemals den Kopf hängen zu lassen und den Blick nach vorwärts zu richten.

Ausblick:
Diesen Text habe ich nicht mehr unter der Überschrift „Pinnwand“ geschrieben. Ich bin aber mit der Form am Ringen und ich weiß nicht genau, wie sich die Pinnwand – wie auch geartet – weiter entwickelt. Ich hatte schon an kürzere Texte gedacht – eher in Stichpunkten. Nicht schlecht gemacht finde ich in einigen Blogs den Freitags-Füller, wie beispielsweise bei:


Um die Dinge in ihrer Tiefe zu durchdenken, dazu ist mir die Form wiederum zu kurz. Wie so oft, habe ich ganz viele Ideen. Die Struktur des Freitags-Füllers würde ich gerne übernehmen, aber mehr in die Länge gestreckt, so dass meine "Tiefenbohrungen" dort auch untergebracht werden können.

Montag, 30. Januar 2012

Feigenpralinen


Es war ein Ort, den wir in Windeseile wieder verlassen wollten. Einparken, aussteigen, der Lärm der nahen Autobahn dröhnte über unsere Köpfe hinweg.

Autobahnraststätte Baden-Baden. Wir waren unterwegs zu unserm großen Mädchen nach Freiburg. Ich öffnete den Kofferraum, und so wie die blaue rechteckige Plastik-Box befüllt war, sprang die Zusammenstellung direkt in mein Auge: Gurken, Paprika, Bananen, Porree, Schwarzbrot, alles, was lecker und gesund war für unser großes Mädchen. Und mittendrin: Feigenpralinen.

Das passte ganz und gar nicht zusammen, und wir schritten zu den Toiletten, wo wir uns unserer menschlichen Bedürfnisse entledigen wollten. Egal welche Autobahn, das Bild der Raststätten war unansehnlich. Gleichförmig neben die Autobahn geklatscht, führten Treppenstufen aus Waschbeton zu dem gläsernen Kasten, der das Restaurant beherbergte. Auf unser Geheißen öffneten sich die Glastüren automatisch, die Toiletten versteckten sich in den Kellerräumen. Dort irrte eine Familie mit zwei kleinen Kindern herum, die den Wickelraum suchten. Prompt konnte ich ihnen weiterhelfen, denn zufälligerweise stand ich genau davor.

Die Feigenpralinen: das war ein Überbleibsel des Weihnachtsfestes, denn meine Eltern hatten die Angewohnheit, dass sie bei mir ziemlich präzise wussten, was sie mir schenken konnten, aber bei meiner Frau landeten sie nur mit Irrtümern. Der erste Irrtum war, dass meine Frau – so wie ich – gerne Wein trinkt – vorzugsweise schwergewichtige spanische Rotweine. Der zweite Irrtum war, dass meine Frau gerne Pralinen isst – möglichst extravagant und exotisch.

Raus aus den Toiletten, fuhren wir wieder los. Auf der Autobahn brausten wir munter daher, und im Autoradio trällerte eine englischsprachige Gruppe ein Lied. Dass Liebe wie Sauerstoff ist, wurden wir mit ihren Weisheiten beglückt. Wenn man zu viel Liebe bekommt, dreht man durch, wenn man zu wenig Liebe bekommt, ist man dem Untergang nahe.

Nicht nur die Feigenpralinen waren peinlich. Da waren noch Pralinen in Zartbitterschokolade mit leicht geschlagener Limetten-Creme. Ich hatte davon probiert und das hatte entsetzlich geschmeckt. Der Geschmack der Schokolade war so bitter, dass meine Zunge zusammenschrumpfte, und der Limettengeschmack war zwar erfrischend, aber er vervielfachte die Bitterkeit, so dass ich mich davor ekelte. Die Pralinen mit dem Limettengeschmack konnte man niemandem zumuten, so dass sie in den Müll wanderten.

Baustellen quälten uns, dann freie Fahrt. Freiburg: in ihrer Studentenbude sammelten wir unser großes Mädchen ein, und das Restaurant, das sie sich zum Nachfeiern ihres 20. Geburtstages ausgesucht hatte, war klasse. Steinquadern aus rötlichem Sandstein bildeten eine majestätische Wand. Tische und Stühle waren alte Möbel aus schönem, gepflegtem Holz. Ein wenig kamen wir uns vor wie in einem Antiquariat. Sogar eine Bank aus einer Kirche hatte Verwendung gefunden. Graziös und besinnlich erstreckte sie sich mit ihrer beachtlichen Länge vor der Wand. Kartoffelhaus war der simple Name des Restaurants. Bratkartoffeln, Schnitzel, Fritten genossen wir, unser großes Mädchen aß Pellkartoffeln mit Avocado-Guacamole, provenzalischem Tomaten-Olivendip und Frankfurter Grüne Sauce. Ich stopfte einen Berg Fritten mit Mayonnaise in mich hinein, die für deutsche Vrhältnisse lecker schmeckten, aber noch meilenweit entfernt lagen von der Qualität niederländischer oder belgischer Fritten.

Rückfahrt zur Studentenbude, dann Ausladen. Was unser großes Mädchen so brauchte, beförderten wir in ihr Zimmer. Mitten unter Gurken, Paprika, Bananen, Porree, Schwarzbrot, Obst, Gemüse, stachen wieder diese Feigenpralinen in der Box hervor.

„Isst du Pralinen ?“ fragte ich, denn sonst rührte sie nie Süßes an.
„Nein, Mama hat gesagt, dass ihr zu Hause nichts damit anfangen könnt.“

Damit hatte sie zweifellos Recht, denn die Feigenpralinen anzurühren, davon hätte ich Abstand genommen, denn die Pralinen in Zartbitterschokolade mit leicht geschlagener Limetten-Creme hatten mir gereicht.

„Und was machst du damit ?“
„An der Universität werde ich die los.“
„Wer isst so etwas ?“
„Vielleicht meine beste Freundin, die isst gerne Süßes.“
„Auch so etwas ?“
„Wir sind bunt gemischt, aus der ganzen Welt, Österreich, Luxemburg, Portugal, Italien, China, USA ...“
„Hmmm …“
„Je mehr die Studenten aus der ganzen Welt kommen, um so mehr mögen sie Süßes aus Deutschland. Je exotischer, um so leckerer.“

Irgendwie freute ich mich, dass man mit den Feigenpralinen anderen Menschen eine Freude bereiten konnte und einer sinnvollen Bestimmung zuführen konnte.

Gerne hätten wir einen Abstecher in die idyllische Freiburger Innenstadt gemacht, doch dafür war die Zeit zu kurz. Gegen halb sechs fuhren wir wieder Heim. 420 km preschten wir über die freie Autobahn nach Hause. Stippvisite in Freiburg. Das nächste Mal bekommen wir bestimmt mehr von der Stadt zu sehen.



Freitag, 27. Januar 2012

Wochenrückblick #4


Geburtstage (1)
Letzten Sonntag haben wir den 76. Geburtstag meiner Mutter nachgefeiert. Obschon es nur etwas mehr wie eine Autostunde dorthin zu fahren ist, ist es jedes Mal eine gewisse Aktion. Diesmal war unser kleines Mädchen bis 14 Uhr zu einer Piraten-Geburtstagsfeier eingeladen. Anschließend zu meinen Eltern am Niederrhein, gegen 18.30 Uhr mussten wir wieder zurückfahren, da Montag Schule war und unser kleines Mädchen nicht allzu spät ins Bett sollte. Da blieb gerade etwas mehr wie zwei Stunden, um zu quatschen und sich zu unterhalten. Mittlerweile leidet meine Mutter an Osteoporose und Arthritis, was insbesondere in der kalten und regnerischen Jahreszeit sehr schmerzhaft ist. Da muss sie sich zwischendurch längere Zeit ins Bett legen, damit sich der Knochenbau regenerieren kann und die Schmerzen nachlassen, fallweise nimmt sie auch Medikamente. Bislang habe ich mich darauf zurückgezogen, dass mein Bruder und meine Schwägerin (sie ist momentan nicht berufstätig) im Hause wohnen und sich um sie kümmern können. Dass wir uns persönlich treffen und miteinander quasseln, das geschieht vornehmlich im Jahreszyklus der Geburtstage – durchschnittlich alle 2 Monate.

Geburtstage (2)
Unser großes Mädchen ist letzten Montag 20 Jahre geworden. Geistig halte ich noch heute das kleine Baby-Paket im Arm, das so zerbrechlich war und in dem sich ein ganzes Stück Mensch verbarg. Jedesmal, wenn ich mich daran zurück erinnere, ist dies für mich aufs Neue ein Wunder (natürlich auch unsere beiden anderen Kinder). Dabei hatte sie vor 20 Jahren unsere Geduld über alle Maßen überstrapaziert, denn, nachdem wir wieder nach Hause geschickt worden waren und dann im Krankenhaus geblieben waren, hatte sie sich bis zu ihrer Geburt fast zwei Tage Zeit gelassen. Da unser großes Mädchen in Freiburg studiert, war es ein seltsames Gefühl, dass sie an ihrem Geburtstag nicht bei uns zu Hause war, sondern dass wir nur mit ihr telefonieren konnten. Nichtsdestotrotz war es genauso herrlich, ihr telefonisch zum Geburtstag zu gratulieren. Nur die Post hatte da nicht richtig mit gespielt: ein Paket mit Verpflegung, Anziehsachen und einer selbst genähten Einkaufstasche hatten wir nach Freiburg geschickt – dies traf mit eintägiger Verspätung ein. Morgen geht es nach Freiburg: dann werden wir einen schönen Tag in Freiburg genießen.

Im Fernsehen
Derzeit wird eine Serie von Marken-Checks gesendet. Diese Woche war der H&M-Check an der Reihe, letzten Samstag wurde der Ferrero-Check wiederholt, in der Woche davor ging es um Mc Donald’s, davor wiederum um ALDI und LIDL. Keines der Unternehmen kommt dort gut weg, vor allem wegen Kinderarbeit. H&M lässt lässt Textilien in Kinderarbeit fertigen. Beim Ferrero-Check wurde gezeigt, wie ein 9 jähriges Mädchen in der Türkei von 6 Uhr Morgens bis 18 Uhr abends Haselnüsse erntete. Das Mädchen gehörte zu einer Wanderarbeiter-Familie, die nach der Arbeit in Zelten in einer Massenunterkunft ohne jedwede sanitäre Anlagen untergebracht wurde. Gefilmt wurde genauso Kinderarbeit in Ghana oder an der Elfenbeinküste. Ferrero vertreibt Produkte wie Kinderschokolade, Duplo, Überraschungseier, Ferrero Rocher, Nutella oder Yogurette. Da kommt schnell die Frage auf, was man überhaupt noch einkaufen kann. Doch es gibt Alternativen. So hat sich Ballisto zertifizieren lassen, dass deren Schoko-Produkte frei von Kinderarbeit sind. Beim Ferrero-Check wurde die Rechnung aufgemacht, dass sich die Preise um ca. 5% erhöhen, wenn die Vorprodukte nur dort eingekauft werden, wo auf Kinderarbeit verzichtet wird. Beim H&M-Check wurde vorgerechnet, dass sich dadurch z.B. der Preis eines T-Shirts von 15 € auf 16 € erhöhen würde. Leider wird über solche Themen viel zu selten berichtet, denn wenn die Berichterstattung einen kritischen Umfang annimmt, könnte man gegenüber solchen Unternehmen richtig Druck aufbauen. Die Verbraucher würden dann nämlich nur noch dort einkaufen, wo solche Aspekte von Kinderarbeit oder Nachhaltigkeit erfüllt würden. Es ist auch Positives in dieser Richtung passiert: bei der Insolvenz von Schlecker hat die Berichterstattung in den Massenmedien über die ausbeuterischen Methoden kräftig mitgeholfen, ebenso das Einkaufsverhalten des Verbrauchers, der lieber dort einkauft, wo ein gewisses Mindestmaß an Rechten der Beschäftigten respektiert wird. Gewiß, die ganze Handelsbranche hat einen eher schlechten Ruf und die betroffenen Beschäftigten von Schlecker tun mir auch Leid, trotzdem freut es mich, dass jeder einzelne Verbraucher mit seinem Enkaufsverhalten Grenzen aufzeigen kann.

Foto-Blog aus Frankreich
Ich surfe leidenschaftlich gerne auf ausländischen Blogs herum, da mich Fremdsprachen faszinieren. Zufällig war ich auf einer Blog-Seite gelandet, die die urwüchsigen französischen Städte und Landschaften zeigte, wie ich sie vor langer, langer Zeit kennen gelernt hatte: diese mit dem Maßband entworfene Struktur, dieses gartenähnliche Landschaftsbild, diese in ihrem Urzustand verbliebenen Städte, steinalte Kirchen und Gemäuer, dieses Spiel von Licht und Farben über Wiesen und Wälder hinweg. Im Zustand einer solchen Faszination trat ich der Blog-Seite bei. Am nächsten Tag stellte ich fest, dass ich als 100. Mitglied beigetreten war, und speziell für mich als 100. Mitglied präsentierte die Bloggerin eine lange, lange Auswahl ihrer schönsten Fotos. Ich kann diese Blog-Seite wärmstens weiter empfehlen. Es braucht auch niemand Angst zu haben, von der französischen Sprache überrollt und erschlagen zu werden, denn es finden sich rund 90% Fotos und 10% französischer Text auf der Blog-Seite wieder. Ich gehe davon aus, dass alle Blogger genauso wie ich hingerissen sind von dieser Blog-Seite. Die meisten Fotos stammen übrigens aus der Normandie in Frankreich.

Hier ist der Link:


Planung Radtouren 2012
Die Planungen der Touren mit dem Rennrad nehmen mittlerweile konkrete Formen an. Gestern habe ich mich für das Jedermann-Rennen Rund um Köln (9.4.; 68 km) angemeldet. Um die Touren gemeinsam mit einem Kumpel machen zu können, haben wir pro Monat einen Tag am Wochenende reserviert, an dem wir entweder eine längere Tour machen wollen oder an einer Rad- und Touristikfahrt teilnehmen wollen. Erfahrungsgemäß wird es Unsicherheiten geben, falls es zu Hause anderweitige Prioritäten gibt oder falls uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. Mal sehen. Neben Rund um Köln ist unsere Mindestvorstellung, dass wir unsere Tour in der Eifel von Koblenz nach Kronenburg wiederholen wollen (die Mosel entlang über Cochem, dann über Ulmen, Daun, Jünkerath bis Kronenburg; 140 km) sowie zum Wochenendhaus meines Kumpels in der Eifel in Prüm (100 km). Eine weitere Planung läuft für eine nicht so ambitionierte Strecke von Düsseldorf nach Venlo/Niederlande (80 km; flaches Höhenprofil ohne Berge). Nicht mit dem Rennrad, sondern mit einem normalen Tourenrad haben sich inzwischen 5 Teilnehmer gefunden. Ein weiteres Fahrrad-Problem habe ich zu lösen, denn für die hellere Jahreszeit ab ca. März benötige ich ein älteres Rennrad für die Fahrstrecke zum Büro, da mir einerseits das höherwertige Rennrad zu kostbar ist und andererseits mein Trekking-Rad (brauche ich Winter wegen der Beleuchtung) zu langsam ist. In EBay habe ich bislang nur ältere Rennräder gefunden, die mir viel zu teuer sind (100-200 €; Tendenz geht eher Richtung 200 €).

Song der Woche
SWR1, Freitag Morgen im Autoradio, nachdem ich unseren Sohn zur S-Bahn gefahren hatte. Zaghaft schleppte sich Lana del Rey’s Stimme vorwärts, das Stück „Video Games“ erhob sich aus dem Nichts, und dies entsprach genau meiner Stimmung: ich war wach, fuhr im Auto wieder heimwärts, den Tag würde ich auf mich zukommen lassen, vollkommen entspannt wie diese seichte Stimme. Dieser undeutliche Druck der letzten Wochen, der im Hintergrund wirkte, war in dieser Woche einer Entspannung gewichen, in der ich die Dinge des Alltags aus einem gelassenen Blickwinkel vorbei ziehen ließ ....



Donnerstag, 26. Januar 2012

zu viel Grünzeug

Ich musste zweimal hinsehen, bis ich sie erkannte. Ihr Gesicht war kugelrund, ihr wuscheliger Zopf nach hinten gekämmt, ein wenig schüchtern hockte sie auf unserer Eckbank neben unserem kleinen Mädchen: Leonie, das war ihre beste Freundin aus ihrer Klasse, und heute hatten sie zusammen gespielt.

Abendessen. Ich war just in dem Moment von der Arbeit nach Hause gekommen, als alle erwartungsfroh in unserer Essecke saßen. Der Tisch war gedeckt und es fehlte noch das Essen. Leonie und unser kleines Mädchen kicherten zusammen, bisweilen waren die beiden Unzertrennlichen albern und hopsten unruhig auf ihren Plätzen herum. Nudeln mit Porree, Mettwürstchen und mageren durchwachsenen Speck hatte meine Frau gekocht. Unser Sohn hatte sich, da er keinen Porree mochte, Nudeln mit einer Fertig-Arrabiata-Soße von Barilla zubereitet.

Es war das erste Mal, dass Leonie bis zum Abendessen blieb, wenn sie mit unserem kleinen Mädchen gespielt hatte. Sonst hatte sie danach zu Hause gegessen, und sie war überglücklich, dass es diesmal mit dem Abendessen geklappt hatte. Neugierig hatte sie meine Frau bei der Zubereitung des Essens beobachtet: wie sie den Porree geschnitten und geputzt hatte, wie die Nudeln abgekocht wurden, wie der Speck angebraten wurde und zum Schluß alles inklusive Mettwürstchen im Schnellkochtopf gegart wurde. Fragen waren im Minutentakt aus ihr herausgesprudelt, und ihre großen Kinderaugen waren um den Kochtopf gekreist. Auf der anderen Herdplatte bruzzelte die Arrabiata-Soße unseres Sohnes vor sich hin.

Der große Schnellkochtopf und der winzig kleine Kochtopf mit der Arrabiata-Soße wanderten auf den Tisch. Unsere Teller füllten sich mit ordentlichen Portionen von Nudeln mit Porree, Mettwürstchen und mageren durchwachsenen Speck. Die Nudeln unseres Sohnes gaben sich mit der Arrabiata-Soße zufrieden und diese löffelte er fleißig in sich hinein. Leonis Reaktion war vorsichtig und zaghaft. Ihre Gabel tastete sich stückweise zu den Nudeln und den in Scheiben geschnittenen Mettwürstchen. Ihr Gesicht zog sich zusammen, ihr Blick erstarrte. Ihre Augen schielten zu unserem Sohn herüber, der sich tatkräftig über sein Essen hermachte. Schließlich war es nur die Mettwurst, die Leonie aß. Sieben oder acht Stücke Mettwurst gabelte sie in ihren Mund hinein. Das war es. Bestimmt hätte sie gerne Nudeln mit Arrabiata-Soße gegessen, doch die Menge reichte genau für unseren Sohn, damit er satt wurde.

Leonie tat uns Leid. Sie hatte sich so auf unser Essen gefreut. Und wir hatten ihr mit diesem durchaus leckeren Essen eine Freude machen wollen. So ein Pech !

Später klingelte es. Ihr Vater holte sie ab.

Zu viel Grünzeug, kommentierte er knapp und kurz. Ob Porree oder Spinat, ob Kopfsalat oder Broccoli, ob Erbsen oder Weißkohl, alles was Gemüse ist und grün ist, das waren Leonies Problemzonen beim Essen. So wei bei so manchen anderen Kindern. Das konnten wir nicht wissen. Und dies festigte unser Weltbild, dass Nudeln mit Gehacktessoße (oder Arrabiata-Soße) bei mehreren Kindern der kleinste gemeinsame Nenner beim Essen sind.

Ob sie zu Hause für Leonie etwas zum Essen übrig hätten, fassten wir nach. Ja, bestätigte ihr Vater. Doch da müsse sie sich gedulden. Im Auto saß ihre Schwester. Sie musste zuerst zur Probe ihres Schulchores gefahren werden.

Danach würde sich Leonie bestimmt zu Hause satt essen können.

Traduction en Francais: 

Trop de truc vert

J'ai dû regarder à deux fois avant que je l'ai reconnue. Son visage était rond comme une boule, sa queue de cheval ébouriffé lissés en arrière, un peu timide, elle était accroupie sur notre siège de coin à côté de notre petite fille, Léonie, qui était sa meilleure amie de sa classe, et aujourd'hui, ils avaient joué ensemble.
Le Dîner. J’étais justement rentré à la maison de mon travail, comme tous étaient assis attendant dans notre salle à manger. La table était mise et il manquait encore le dîner. Léonie et notre petite fille rigolaient ensemble, parfois les deux étaient inséparables, et même stupides sautillant nerveusement dans leurs sièges. Pâtes aux poireaux, saucisse de porc diffusion et de lard maigre était cuit ma femme. Notre fils avait, parce qu'il n'aimait pas les poireaux, les pâtes (nouilles) cuites avec une sauce préparé-Arrabiata de Barilla.
C'était la première fois que Léonie restait pour le dîner après qu’elle avait joué avec notre petite fille. Autre fois elle avait mangé à la maison, et aujourd’hui elle était heureuse de rester pour le dîner. Curieusement, elle avait vu ma femme dans la préparation de la nourriture: comment elle avait coupé et paré le poireau, comme le bacon était cuit, comme les pates étaient bouillis et finalement tout était mis dans une grande marmite à pression. Leonie avait une grande masse de questions ont et ses grands yeux étaient tourné autour de la marmite. Aussi sur la four cuisait la sauce arrabiata notre fils à lui-même.
La grande marmite à pression et la petite marmite avec de la sauce arrabiata marchaient sur la table. Nos plaques ont été remplis avec des portions régulières de pâtes aux poireaux, des saucisses de porc et de bacon. Satisfaits, notre fils mangait ses pâtes avec de la sauce arrabiata. La réaction de Leoni a été prudent et timide. Sa fourche se  tâtait pièce à pièce sur les pâtes et les tranches de saucisse de porc. Son visage se contractait, ses yeux ont gelé. Ses yeux louchaient plus à notre fils, qui mangait avec énergie ses pâtes avec la sauce-Arrabiata . Enfin Leonie mangait seulement sept ou huit morceaux de saucisse. C'était tout. Certainement elle auraient préférée de la sauce arrabiata, mais ca suffisait exacetement pour notre fils pour qu’il n’aurait plus de faim.
Nous étions malheureux que Leonie n’avait mangé plus. Elle était tellement impatient de notre repas. Et nous avions espéré que cette nourriture absolument délicieuse aurait apporter de la joie. C’est dommage!
Plus tard, la sonnette retentit. Son père elle a ramassé.
Trop de truc vert, a été son commentaire. C’est égale : L'épinards ou des poireaux, du laitue ou du brocoli, des pois, ou des choux blanc, tous les légumes et tout qui est vert, Leonie a des problèmes de manger des choses comme ca. Une telle chose nous ne pouvions pas savoir. Et cela a renforcé notre vision que des pâtes avec de la sauce sont favorisé des beaucoup d’enfants.
Nous avons demandé, s’ils avaient laissé à la maison quelque chose que Leoni peut manger. Oui, son père a confirmé. Mais elle a besoin d'être patient. Dans la voiture était assise à sa sœur. Après sa sœur devais chanter à l’école.
Et puis, Leonie aurait manger quelque chose délicieux à la maison.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Riester-Rente, Teil 2

Zentimeterdick waren die Stapel, die ich zu wälzen hatte. Gespickt mit Zahlen, jede Menge Text und ganz viel Kleingedrucktem. Aus den Angeboten der Riester-Rente sprudelten die Informationen im Überfluss heraus: Wertentwicklungen, Modellrechnungen, Überschussbeteiligungen, Riesterzuschüsse, Produktinformationen, Verbraucherinformationen, steuerliche Aspekte, Vertragsbedingungen, ich kam mir vor wie im Dschungel, um das alles sichten zu können.

Schnell wurde mir klar, dass der Gesetzgeber hier ein Monster erschaffen hatte: die Flut der Informationen war gar nicht mehr verarbeitbar, das Konstrukt der Riester-Rente lag jenseits des menschlichen Verstandes, ein gehöriges Maß an Abstraktionsvermögen war gefragt, um diesen Dschungel auf eine aussagefähige Zahlenwelt zurecht zu stutzen.

Verkäufertypen, die ihre Kunden in ihre Denkwelt von Provisionen hineinpressten, war man hilflos ausgeliefert, weil der gesunde Menschenverstand im Anblick dieses Monsters kaum einen eigenen Denkansatz zustande bringen konnte. Letztlich subventioniert der Staat die Banken- und Versicherungsbranche, weil diese ordentliche Gewinnspannen einkalkulieren können und der Kunde nur dann etwas davon merkt, wenn er die dazugehörigen Berechnungen versteht. Und diese Berechnungen sind über Zeitreihen von Jahrzehnten so aufgebläht, dass ein Taschenrechner nicht mehr weiter hilft. Vielmehr müssen diese an einem Rechner mit Rechenprogrammen wie Excel beackert werden.

Viele meiner Arbeitskollegen haben vor der Riester-Rente kapituliert: bei den Rentenversicherungs-Varianten fressen die Vertriebs- und Verwaltungskosten die Zinserträge auf, so dass anderweitige festverzinsliche Varianten günstiger sind – diese Kollegen sind aber entweder alleinstehend oder sie haben keine Kinder. Da wir aber drei Kinder haben, für die wir Kindergeld erhalten, liegt der Fall bei uns anders. Trotz üppiger Gewinnspannen von Banken und Versicherungen sind die Zuschüsse so hoch, dass sich die Riester-Rente rechnen muss.

Vier Angebote über eine Riester-Rente hatten wir uns eingeholt, und meine eigene Meßlatte hatte ich dahin gelegt, aus diesen vier Angeboten (Riester-Bausparen BHW, Rentenversicherungen R+V, Postbank und HUK) das günstigste auszuwählen. Um diesen eigenen Berechnungsansatz zu entwickeln, hatten sich die Anbieter nach besten Kräften bemüht, dies zu verhindern, denn was, wie und womit gerechnet wurde, war nicht mit einander vergleichbar. Mal wurde mit, mal ohne Riester-Zuschüsse gerechnet, mal mit, mal ohne Überschussbeteiligung. Die Zeiträume, über die eingezahlt wurde, waren mal kürzer, mal länger, die Beträge, die monatlich eingezahlt wurden, mal höher, mal niedriger. Jeder hatte so gerechnet, wie es ihm gerade in den Kram passte.

Die einzige verwertbare Größe war das garantierte Kapital aus Eigenbeiträgen – den Ausweis dieser Größe hatte der Gesetzgeber vorgesehen. Um diese Größe gleichzusetzen auf Zeitraum und monatliche Zahlungen, musste händisch gerechnet werden.



lautet die Formel für den internen Zinssatz, mit dessen Hilfe die vier Angebote verglichen werden konnten. Innerhalb meines BWL-Studiums habe ich solche Berechnungen nicht im Grundstudium, sondern erst im Hauptstudium gelernt. Und ganz korrekt ist diese Berechnungsmethodik noch nicht, weil  a) nur 30% als Einmalauszahlung gewährt werden und der Rest als Rente  und  b) steuerliche Effekte nicht berücksichtigt sind.

Mit Taschenrechner und Rechenpapier ist die Berechnung des internen Zinssatzes praktisch unmöglich, weil interpoliert werden muss. Beim Rechenprogramm Excel geschieht dies über die Zielwertsuche in Sekundenschnelle. Bestes Angebot war die HUK mit 2,5% interner Verzinsung (ohne Zuschüsse und Überschussbeteiligung), schlechtestes Angebot war das Riester-Bausparen mit mickrigen 0,3%.

Gespannt sind wir noch darauf, wenn unser alter Postbank Triselect-Fonds abgerechnet wird und auf die neue Rentenversicherung überführt wird. Dier Kursentwicklung war dermaßen grottenschlecht, dass ich es kaum noch gewagt hatte, mir die Entwicklung im Internet anzusehen.

So wie der Kurs abgestürzt ist, rechnen wir mit etwas mehr wie eintausend Euro Verlust gegenüber einer Riester-geförderten Rentenversicherung. Ich bin gespannt. Unsere Verträge haben wir seit Jahresbeginn auf die HUK umgeschwenkt.

Sonntag, 22. Januar 2012

Wochenrückblick #3

Jacques Berndorf
Ich habe den Kiriminalroman „Requiem für einen Henker“ gelesen. Es gibt jede Menge Action, Spannung und Leichen. Wie bei den übrigen Eifel-Krimis faszinieren mich die lebendige Sprache und die Detailbeschreibungen. Beim Lesen habe ich festgestellt, dass Größenordnungen dazwischen liegen, wie Jacques Berndorf schreibt und wie ich schreibe. Klar, ein Niveau von Jacques Berndorf werde ich wohl nie erreichen können, das wird auch nicht mein eigener Anspruch sein. Trotzdem möchte ich künftig das, was ich gelesen habe, stärker reflektieren und Details und Sprache studieren. Bisher habe ich immer nur geschrieben, geschrieben, geschrieben. Daher wird es bei mir künftig einzelne Tage geben, an denen ich keine Blogs schreibe, sondern mich mit Details befasse, was andere geschrieben haben.

Im Fernsehen
Montag ging es im WDR-Fernsehen in „Die Story“ um Kindesmisshandlungen aus Sicht der ermittelnden Kriminalpolizei. In dem einen Fall war ein 2 Monate altes Mädchen durch ein Zuhalten und Zupressen des Mundes daran gehindert worden zu schreien, so dass der Kiefer blau angeschwollen war. Im Krankenhaus stellte man weitere blaue Flecken am Hinterkopf fest. Dies war auf Gewaltanwendung zurückzuführen. Der Säugling war außer Lebensgefahr. Ein anderer Fall wurde geschildert, dass Yannick – der ohnehin tagtäglich verprügelt wurde – eine Bronchitis bekam. Daraufhin wurde er aus dem Kinderzimmer ausgelagert und musste auf einer Matratze im Flur auf dem Boden schlafen. Als er nachts stark zu husten und zu röcheln begann, meinte sein Vater, er würde das „regeln“. Daraufhin prügelte er so lange auf ihn ein, bis er keinen Laut mehr von sich gab. Erst am Mittag des nächsten Tages wurde ein Notarzt gerufen, weil sich nichts mehr an ihm regte. Abends starb er. Soviel Brutalität ausgeliefert, wurde in der Reportage beschrieben, wie die Kriminalbeamten damit umgingen. Es ist sehr schwer, eine fakten- und sachorientierte Sichtweise herzustellen, da unfassbar ist, was sich beim Täter abgespielt hat, wie Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sind. Eine Kriminalbeamtin versuchte, sich in das Täterprofil hinein zu versetzen: Gereiztheit, wie „eine Sicherung durchbrennt“, Neigung zur Gewalt, und dann schaltete sie auf die Sachebene um, nämlich die Bestrafung des Täters. Die Anwendung des Strafrechts führte allerdings in der Praxis häufig zu Problemen: die Partner zeigten falsche Loyalität und verharmlosten die Gewaltszenen. Die Aussagen der Kinder – wenn sie denn so alt waren, dass sie vor Gericht aussagen konnten – mussten so genau sein, dass Details objektiv richtig beschrieben wurden und juristisch verwertbar waren. Die Ermittlungen waren eine Sisyphusarbeit, indem man sich durch die Fakten hindurchkämpfen musste und mit neuen Realitäten konfrontiert wurde. Und es gab auch Fälle, die rissen die Kriminalbeamten so sehr mit, dass sie den Fall abgeben mussten.

Wetterfühlig ? 
Donnerstag Abend war ich gegen halb 12 Uhr eingedöst, doch um 12 Uhr wurde ich wieder aus dem Schlaf gerissen. Ich hörte unser kleines Mädchen, sie rief, ging auf die Toilette und krabbelte in unser Bett. Noch aufrecht stehend und benommen vom Schlaf, sah ich einen Blitz am Horizont. Ich dachte an einen Irrtum, ein Regengebiet hatte der Wetterbericht angekündigt, aber ein Gewitter ? Stille, nichts regte sich, also schlummerte ich wieder ein, aber nur für kurze Dauer: es grummelte und donnerte heftiger, und ich wollte mich umdrehen und weiterschlafen, doch daraus wurde nichts. Das Grummeln und Donnern steigerte sich in ein richtiges Unwetter mit einem Sturm, dass draußen die Fetzen flogen. Als ob es unser kleines Mädchen geahnt hätte, waren wir alle wach und unser kleines Mädchen wollte Mineralwasser trinken. Der Sturm lief auf Hochtouren, der Wind heulte, es donnerte, es schüttete draußen, bis gegen 2 Uhr der Spuk zu Ende war. Wieder Umdrehen und Einschlafen, doch unser kleines Mädchen wollte zuerst wieder auf Toilette, dann Mineralwasser trinken. Mittlerweile war es Verzweiflung, einschlafen zu wollen. Ich grub mich tief in unter die Bettdecke, bis meine beiden Frauen mächtig an mir herumzerrten: ich schnarchte, so dass meine beiden Frauen nicht einschlafen konnten. Das kommt –leider – bei uns vor, daher verkrümelte ich mich auf die Couch im Wohnzimmer. Endlich schlief ich ein, das muss gegen halb 3 gewesen sein, 4 Uhr trabte ich zurück in unser Schlafzimmer, 6 Uhr schepperte der Wecker los, die Menge Schlaf passte noch halbwegs, so dass ich ium Büro mit der Arbeit klar kam. Schlimmer hatte es unser kleines Mädchen erwischt: morgens war sie nicht aus dem Bett zu bekommen, sie schlief fest wie ein Stein, an Schule war da nicht zu denken.

Musik
In Planet Rock lief Yes mit „High Aim Shoot Low“. Als Vinylplatte habe ich früher “Close to the Edge” (1972) und “Going for the One” (1977) rauf und runter gehört. An Yes hatte mich diese hohe, fast opersängerhafte Stimme von John Anderson fasziniert. In „Close to the Edge“ und „Going fort he One“ treibt die hohe Stimme von John Anderson, begleitet von rockigen Gitarrensoli und wilden, zwischen laut und leise und weich und hart schwankenden Improvisationen von Synthezisern. „High Aim Shoot Low“ war insofern bemerkenswert, dass ich sehr viele Vinyplatten von Yes besitze, doch dieses Stück aus dem Jahr 1987 hatte ich tatsächlich noch nie gehört. 





Freitag, 20. Januar 2012

Düsseldorf


Dienstreise nach Düsseldorf. Die Stadt sollte ich nur im Überflug sehen, denn ich besuchte ein Call-Center und der Zeitplan war gedrängt.

Zwischen Köln und Bonn wohnend, ist das Vorgefühl auf diese Stadt schon komisch: historisch gewachsene Feindschaften prägen das Gefühlsleben; ähnliches habe ich von den Städten Mannheim und Ludwigshafen oder Mainz und Wiesbaden gehört. Ich komme mir vor, als würde ich mich auf einen fremden Planeten bewegen. Als hätte ich es in Düsseldorf nur mit Außerirdischen zu tun. Alljährlich werden die Düsseldorfer in Witzen verrissen – wenn der Kölner Karneval loslegt.

Wichtige Herzstücke Düsseldorfs verpasste ich, denn ich fuhr vom Hauptbahnhof aus mit der U-Bahn. Schadow-Arkaden, Kö-Galerie, die Königsallee, diese Einkaufsmeilen – die zum Bummeln und Verweilen einluden – verbargen ihre Geheimnisse.

Auf der Rheinkniebrücke dann der Blick auf Düsseldorf mit dem Rheinpanorama, der Postkartenblick, wie Düsseldorf am häufigsten fotografiert ist.

Glatt und niedrig duckten sich die Häuserreihen über dem Rhein. Die Altstadt war nichts pompöses, nur der Zacken des Turmes der barocken St. Lambertus-Kirche stach heraus. Dabei unterschieden sich die Altstädte von Köln und Düsseldorf kaum: beide Altstädte waren eine Ansammlung von Rummel und Kneipen, an Wochenenden von Touristenscharen aus der ganzen Welt frequentiert, werktags ein bisschen stiller, so dass man die schönen Fassaden  mit ihren stolzen Giebeln oder ihrem niederrheinischen Backstein bewundern konnte. Die Rheinuferstraße schlüpfte unter die Erde, so dass man nach Herzenslust flanieren konnte.

Ein Stück weiter schoß ein Bürotum nach oben, das war Vodafone. Das Logo mit dem roten Kreis überstrahlte den Rhein und die Altstadt. Beleuchtet und in einer Glocke des Nieselregens, wirkte der Schriftzug noch eindringlicher. Düsseldorf, das war vor allem Macht, welche Konzerne das Sagen hatten und die Politik aufmischten. Davon fand sich einiges in Düsseldorf. Vodafone, E-On, bis 2010 Thyssen-Krupp, die Börse, auch die Niederlassungen japanischer Konzerne, all dies konzentrierte sich in Düsseldorf. Dazu die NRW-Landesregierung: dort, wo der Rhein hinter der Rheinkniebrücke einen Bogen schlug, schraubte sich mit dem Fernsehturm eine Skyline in die Höhe, eine blasse Kopie von Frankfurt.

Macht, das war mit seit je her fremd gewesen. Vielleicht hatte ich auch deswegen das Gefühl, dass ich feindlichen Boden betrat. Außerhalb der Altstadt wuchsen rasch die Bürolandschaften, neue Bürotürme wucherten unsystematisch in die Höhe. Glatt, auf dem Reißbrett entworfen, verliefen dort die Straßen. Das war Mathematik, aber nichts voller Leidenschaft und Form.

Düsseldorf, um den Reiz dieser Stadt zu entdecken, dazu hatte ich in der Vergangenheit Zeit gebraucht. Normalerweise suchte ich Beschaulichkeit, idyllische Ecken, einen schönen Marktplatz oder ein historisches Zentrum, doch in Düsseldorf fehlte mir die Orientierung. Dabei war Düsseldorf in ihrem Ursprung eine Provokation. Es war das magische Datum 1288, als die Erzbischöfe von Köln nach der Schlacht von Worringen aus ihrer Stadt verjagt wurden. Als Gegenpol zu Köln erhielt Düsseldorf die Stadtrechte, wurde Köln als neue mächtige Stadt vor die Nase gesetzt und wuchs und gedieh prächtig. Insbesondere während der Industrialisierung, als viele Kohle- und Stahlkonzerne des Ruhrgebiets ihr Geschäft in Düsseldorf steuerten. Selbst Kabarettisten wie Konrad Beikircher verweisen auf das Datum 1288 – das Grundübel für allen Zank und Streit zwischen Köln und Düsseldorf.

Ich wusste, Düsseldorf hatte seine schönen und geselligen Seiten. Die Bahn fuhr weiter, nach Oberkassel herein. Vorbei an Industriebrachen und abgerissenen Fabrikhallen, wo ich mich prompt hinein gebeamt fühlte auf einen fremden Planeten. Die Zeit fehlte, die schönen Seiten Düsseldorfs sollte ich heute nicht kennenlernen.

Dienstag, 17. Januar 2012

Rauhreif am Sonntag

Der Motor surrte. Leicht und doch schwerfällig, spulten sich die Rolläden hoch.

Dann der spannende Blick durchs Wohnzimmerfenster: konnte ich in diesem Jahr eine erste Runde mit meinem Rennrad drehen ? Ich hatte es mir vorgenommen, doch die Realität war anders, denn nach Wochen, in denen man die Winterpullover geruhsam im Kleiderschrank lassen konnte, hatte nun der Winter Einzug gehalten. Eine satte Schicht von Rauhreif hatte unseren Vorgarten durchdrungen. Eiskristalle glitzerten auf Grasbüscheln, die auf dem Erdboden zunehmend gewuchert hatten. Die zaghaften Knospen unserer Kletterrose waren wie mit Puderzucker überzogen.

Zuerst Frühstücken, danach hoffte ich, dass mit zunehmendem Sonnenschein die Temperaturen aus dem Keller heraus kriechen würden.

Nach draußen getreten, packte mich die frostklare Luft und mir schnellte das Thermometer mit den eiskalten Temperaturen entgegen: es waren klirrende minus 3 Grad. Dabei gab es auch nichts weg zu diskutieren, denn die Dächer am gegenüberliegenden Mietsgebäude waren weiß gefroren. So dick wie ein Panzer, war unser Auto war von einer Eisschicht überzogen. Und die Blüten unseres Zier-Apfelbaums, die in üppigem Rosa schon die Zeichen des Frühlings gesetzt hatten, wirkten skurril und wirklichkeitsfremd, denn der Winter hatte wieder zurückgeschlagen.

Eis kratzen, Auto starten, Heizung und Gebläse einschalten, beim Bäcker holte ich Brötchen. Mich aufs Fahrrad setzen und zum Bäcker fahren, das hätte ich bei dieser Kälte niemals gewagt.

Anschließend frühstücken und abwarten, denn ich hoffte, dass die aufziehende Sonne die Kälte verscheuchte. Einmal mit dem Rennrad durch die Wahner Heide, rund um den Flughafen, von dieser tollen Strecke durch dieses abwechslungsreiche Naturschutzgebiet, davon träumte ich.

„Hmmm …“
grübelte ich beim Frühstück und ich meinte die Tour mit dem Rennrad. Wir redeten über dies und das, über Freunde und die Nachbarn. Am Fernseher erzählte Fritz Fuchs etwas über Steine und Mineralien und wo man besonders schöne Edelsteine findet. Der Kaffee weckte unsere Lebensgeister, die Brötchen ließen wir uns schmecken. Später applaudierte im Fernsehen eine Kinderschar, denn Reinhold Messmer hatte über seine waghalsige Expedition zum Nordpol berichtet.

„Sieht nicht so doll aus mit der Radtour … „
stellte ich fest, obschon sich ein traumhafter Tag ankündigte. Nebelschwaden zerfaserten das Sonnenlicht, das in diesen zarten Schleier hinein schlüpfte. Dann fiel der Nebel abrupt in sich zusammen, die Reste zerfielen zwischen dem Erdboden, um dann in höheren Schichten aufs Neue hinab zu gleiten. Ein herrliches Schauspiel !

Unser Rasen war schneeweiß, aber nicht voller Neuschnee, sondern der Rauhreif formte eine gleichmäßige Fläche wie einen Teppich. Das Wasser in unseren Regentonnen zeichnete Eisgebilde, so schön wie ein Gemälde.

„Rennrad, das lasse ich besser sein … „ kommentierte ich kurz und knapp die Wettersituation.
„Wenn ich losfahre, bin ich schnell ein Eisklotz. Lass uns den Sonntag genießen ....“

Wir lümmelten uns weiter am Frühstücktisch herum, ließen unsere Beine baumeln und ließen es uns gut gehen.

Montag, 16. Januar 2012

Riester-Rente, Teil 1


Es war im Sommer 2004, als das Thema Riester-Rente bei uns Einzug gehalten hatte. Gelockt wurden wir mit den Zulagen, was ich allgemein für unstrittig halte, denn mit insgesamt drei Kindern, für die wir Kindergeld erhalten, läppern sich die Zulagen zusammen. Und da damals wie heute Festanlagen nur mit mickrigen Zinsen belohnt wurden, wurden wir auf einen Postbank-Triselect-Fonds beraten, da Aktien weitaus höhere Renditen versprachen.

Im Lauf der Jahre beschlich uns ein mulmiges Gefühl. Erst die Finanzkrise 2008, als die Aktienkurse an Boden verloren, dann im letzten Jahr die ersten Auswüchse der Euro-Krise, als die Aktienkurse genauso abstürzten. Ich traute mich kaum, mir die Kursentwicklung des Postbank-Triselect-Fonds anzusehen.

Den Fonds hatte uns damals, in 2004, das BHW verkauft. Ein Anruf vom BHW im Sommer letzten Jahres, ob wir zu Bausparverträgen und anderen Themen Beratungsbedarf hätten, kam es uns gerade Recht, und prompt flatterte uns eine junge, freundliche, dynamische Beraterin ins Haus. Unsere Grundidee war, aus dem risikobehafteten Fonds auszusteigen und in eine risikolose Variante zu wechseln. Ein relativ niedriger Zinssatz war uns dabei egal.

Bei insgesamt zwei Beratungsterminen in unserem Hause ging sie sehr strukturiert vor. Wir hockten in unserem Wintergarten, und dabei ließen wir uns durch den Ausblick auf unseren Garten inspirieren, wo die Gurken an Rankgittern hochgeschossen waren und die Tomatenstangen pralle, rote Früchte zeigten.

Als Vorgeplänkel zeigte sie uns die Kontostände auf unseren Bausparverträgen. Dort wollten wir aussteigen, weil uns dieses Konstrukt mit Bewertungszahlen, Bausparsummen und Zuteilungszeitpunkten unhandlich und schwer begreiflich erschien und weil die Zinsen für Bauspardarlehen sich auf demselben Niveau bewegten wie Hypothekendarlehen.

Wir sprachen die junge, freundliche, dynamische Beraterin, deren hellbraunes Haar glatt nach hinten gekämmt war und deren Augen hinter einer fettumrandeten schwarzen Brille hervorlugten, auf unser Kernanliegen Riester-Rente an. Ja, sie bestätigte, die Kursentwicklung des Postbank-Triselect sei nicht gerade üppig, aber da hätte sie etwas viel besseres. Einen DWS-Wertpapierfonds, dort könnten die Fonds-Anteile an Immobilienfonds, Aktienfonds und festverzinslichen Wertpapieren flexibler hin- und hergeschaufelt werden , während bei dem Postbank-Triselect-Fonds bestimmte Mindestanteile stehen blieben müssten. Dies erkläre auch die ungünstige Entwicklung dieses Fonds. Sie präsentierte Hochglanzbroschüren mit eleganten Kurven und knackigen Diagrammen, und legte uns die Antragsformulare für den DWS-Wertpapierfonds, die wir nur zu unterschreiben brauchten, direkt auf den Tisch.

Verständnislos schüttelten wir unsere Köpfe. Wir wären auf der Suche nach einer festverzinslichen Variante, sozusagen das gute alte Sparbuch mit einem grottenschlechten Zins, aber dafür mit den Zuschüssen oben drauf. Ja, das gäbe es auch, stöberte sie in einer dunklen geistigen Kammer herum, das würde aber von den Kunden überhaupt nicht nachgefragt. Und dafür gäbe es auch einen Grund: es würden nämlich Abschluss- und Vertriebskosten einbehalten, und mit dem Festzins, der gegen Null ginge, würde man Verlust machen. Demgegenüber würde die Kursentwicklung des DWS-Wertpapierfonds steil nach oben klettern.

Unser Kopfschütteln wurden wir nicht los. Anstatt dessen kamen wir auf andere Baustellen zu sprechen.

Unsere Bausparverträge wollten wir eigentlich abmanagen, doch ihre Stirn runzelte sich bedenklich. Die Restschuld unserer Hypothek, von der wir ihr vorher erzählt hatten, könnte man mit den bestehenden Bausparverträgen in sieben Jahren ablösen, und dazu müsse das Guthaben auf den Bausparverträgen möglichst hoch sein. Dann könnten in Jahrzehnten altersgerechte Umbauten erforderlich werden, ein weiterer Grund, um die Bausparverträge aufzustocken.

Riester-Rente für unseren Sohn, der in der Ausbildung ist, war eine weitere Baustelle. Die Ausbildungsvergütung unseres Sohnes ist bescheiden, der Staat würde dann die Grundzulage spendieren, das hörte sich vielversprechend an. Meine Frau wusste von den Ansprüchen unseres Sohnes, für mich war dieses Thema neu. Da sie mit dem DWS-Wertpapierfonds bei uns gescheitert war und keinerlei brauchbare Alternativen im Ärmel hatte, verzichtete sie – vorläufig – auf eine intensivere Werberei um unseren Sohn.

Die Baustellen rissen nicht ab. Den Zeiten voller Unsicherheit und nicht gerüstet für Schicksalsschläge, seien wir hilflos ausgeliefert. Dringend sei eine Risikolebensversicherung anzuraten, um für den Fall meines Todes die hohe Restschuld auf unser Haus loswerden zu können. Auf sehr dünnem Eis würde sich unser Sohn bewegen. Bei Unfällen, die zur Berufsunfähigkeit führen, würde er praktisch nichts an Rente bekommen. Um in solchen Fällen Hartz IV zu entkommen, sei eine Unfallversicherung unabdingbar.

Kopfschütteln, das war das Endergebnis dieses Beratungstermins. Sie hatte aber nicht unrecht. Gottseidank fühlte ich mich bei Kräften und gesund und hoffte, durch Sonderzahlungen die Restschuld mit meinem Einkommen abbauen zu können. Wie bei anderen Dingen des Alltags, sind Versicherungen auch eine finanzielle Frage, wie viel Sicherheit man sich für wie viel Geld leisten will oder kann.

Im Folgetermin war die BHW-Beraterin weniger agil und aktiv und preschte vorsichtiger voran, dazu hatten wir sie zuvor zu sehr ausgebremst. Ein paar Dinge mussten wir über uns ergehen lassen, die uns nicht so brennend interessierten, etwa, wie die bestehenden Bausparverträge bespart werden konnten, um unsere Restschuld auf die bestehende Hypothek in sieben Jahren ablösen zu können.

Obschon wir in eine komplett andere Richtung marschierten, interessierte uns, welche Alternativen der Riester-Rente sie aus den verstaubten Kammern ihres Gedächtnisses gekramt hatte. Das war zum einen das Riester-Bausparen, welches wir als eher schlecht einstuften, weil von der Guthabenverzinsung von 1% die Abschlussgebühr wieder abgezogen werden musste. Zum anderen hatte sie noch einen Ansparplan mit konkreten Einzahlungen und Rentenzahlungen für eine Postbank Rente im Gepäck.

Nun hatten wir alle Informationen zusammen, die wir brauchten, um uns ein eigenes Bild zu machen. Parallel dazu hatte sich meine Frau bei der Raiffeisenbank ein Angebot für eine Riester-Rentenversicherung mit konkreten Zahlen machen lassen – ähnlich wie das Angebot der BHW-Beraterin über die Postbank Rente. Nun konnte die Rechnerei beginnen. Darüber werde ich im zweiten Teil erzählen.

Samstag, 14. Januar 2012

Wochenrückblick KW2

Im Fernsehen
Letzten Mittwoch wurde auf WDR um 23 Uhr ein Tatort mit Günter Lamprecht aus dem Jahr 1991 wiederholt, der in Berlin spielte. Das Mordopfer war seine Ehefrau aus Ost-Berlin, von der er sich vor 30 Jahren hatte scheiden lassen. Ost-Berlin hatte mich stark beeindruckt, Autofahrten durch endlose Schluchten von Plattenbauten, gespickt mit Trabis, so weit das Auge reichte. Berlin – auch Ost-Berlin -  hatten wir mit unserer Familie erst im Winter 2008 kennen gelernt und dies war für uns ein unvergessliches Erlebnis. Nach dem Mauerfall 1989 hatten wir von den neuen Bundesländern praktisch nichts mitbekommen, weil wir so weit im Westen wohnen und keinerlei Verwandte in der damaligen DDR hatten. Aus geografischer Sicht liegen Hauptstädte wie Den Haag, Brüssel oder Paris ohnehin näher wie Berlin. Lediglich Dienstreisen hatten mich 1996 nach Berlin bzw. 2000 und 2001 nach Potsdam geführt. Mit unserer Familie möchten wir unbedingt noch einmal nach Berlin reisen.

Donnerstag Morgen
Beim Tatort mit Günter Lamprecht war ich hellwach und so aufgedreht, dass ich zwei leckere randvolle Gläser spanischen RIOJA in mich hineinschüttete. Das hätte ich besser nicht tun sollen, denn ich schlief vor dem Fernseher ein, verpasste das Ende des Tatorts und ich wachte gegen 1 Uhr auf. Als am nächsten Morgen um 5 Uhr der Wecker rappelte, traf mich der Schlag. Es kostete mich erhebliche Mühe, mich aus dem Bett heraus zu schleppen, unseren Sohn zur S-Bahn zu fahren und mich mit dem Bus ins Büro zu bewegen. Dösen oder einschlafen wollte ich im Bus, doch es gelang mir nicht. Morgens hastete ich von einem Meeting in eine Telefonkonferenz, und ich hatte Mühe, alles zu verstehen, die wichtigsten Punkte zu notieren und die richtigen Zahlen dabei zu haben. Nachmittags war ich wieder in Schuß: dann lief alles wie am Schnürchen.

Bauchschmerzen
Seit Wochenbeginn klagte unser kleines Mädchen über Bauchschmerzen, sie wollte nicht richtig essen, sie hielt ihre Hände am Bauch und brauchte einen Wärmbeutel. Die Phasen wechselten, denn plötzlich und aus heiterem Himmel tobte sie herum, als sei nichts gewesen. Solche stark schwankenden Symptome hatte auch unser Sohn gehabt, bevor ihm der Blinddarm heraus operiert worden war. Heute war sie nun beim Kinderarzt gewesen, und sein Ultraschall-Gerät hatte festgestellt, dass der Blinddarm definitiv nicht die Ursache ist. Kautabletten hat er verschrieben, und wir hoffen, dass unser kleines Mädchen am Montag wieder die Schule besuchen kann.

Nähen
Bei den Näh-Aktivitäten meiner Frau hat sich Druck aufgebaut. Unser kleines Mädchen ist zum 28. Januar zu einer Piraten-Geburtstagsfeier eingeladen worden. Bei C&A und Kaufhof haben wir nur einfallslose Massenware bei den Karnevals-Kostümen gefunden, so dass sich meine Frau in dieser Woche Stoffe und ein Schnittmuster gekauft hat, um selbst ein Piratenkostüm zu nähen. Dazu kommen noch zwei Einkaufstaschen – eine Einkaufstasche für unser großes Mädchen und eine Hello-Kitty-Tasche hat sie in dieser Woche bereits fertig genäht. Vor allem für die nächsten Wochenenden wird dies bedeuten, dass die Samstage und Sonntage weitgehend mit Nähen belegt sein werden.

Musik
Es war eines derjenigen Stücke, die eine regelrechte Explosion in mir erzeugten, weil ich es nach ihrem Erscheinungsjahr nicht mehr gehört hatte. „Magic Man“ von Heart wurde in der Sendung „Theater van het sentiment“ auf Radio 2 – Niederlande – gespielt, in der der 12. Januar 1977 betrachtet wurde. Die Schwestern Anne und Nancy Wilson aus den USA, die die Gruppe Heart bilden, spielen Rockmusik, die ihren männlichen Rockmusik-Kollegen um überhaupt nichts nachsteht. „Magic Man“ ist das erste Stück der LP „Dreamboat Annie“, auf der noch eine Vielzahl weiterer Super-Stücke zu hören ist. Das treibende Gitarren-Riff finde ich genial, die Gitarren-Soli variieren und überraschen ständig aufs Neue. Ihre Stimmen können mit den röhrenden Stimmlagen eines Ronny James Dio (Rainbow) oder Ian Gillan (Deep Purple) glatt konkurrieren. Dieses Stück geht mir nicht mehr aus den Ohren !




Blog-Konzept
In meinen Blogs schälen sich Formen und Themen heraus, worüber ich schreibe. Ich bin auf der Suche danach, was ursprünglich aus meinem Innersten heraus kommt und wie es beim Leser ankommt. Beide Sichten müssen irgendwie zusammenpassen, damit einerseits die Blogs Bestandteil meines Ichs sind und andererseits die Erwartungen des Lesers erfüllt werden. Das wird wohl ständig eine Gratwanderung sein. Dahinter sollte ein Konzept stecken, eine Grundlage, auf der die Blogs aufbauen, Werte, innere Einstellungen, innere Antriebe, Ursachen des Handelns, Moral usw. Mit dieser Zielsetzung habe ich diverse Blogs quergelesen. Bei den niederländischen Blogs gehen http://pascal.digital.com oder http://leenhuet.wordpress.com in diese Richtung. Bei den deutschen Blogs sind es http://neckarstrand.blogspot.com oder http://www.marymalloy.de. Ich würde auch gerne philosophische Ansätze hineinbringen – wie Kant, Schopenhauer oder Ernst Bloch – doch da ist mir die Kluft zu groß, dies in eine lesbare und verständliche Sprache über zu leiten.

Bloggen
Beruflich und privat bin ich es gewohnt, dass etwas vernünftig geplant werden muss, um Ordnung und Struktur hinein zu bringen. Beim Bloggen habe ich mittlerweile gelernt, dass man einen Blog nicht planen kann. Wolfgang Niedecken von BAP hatte in einem Interview einmal gesagt, dass er immer dann die besten Einfälle hatte, wenn er in einer entsprechenden Stimmung war und wenn er all das reflektierte, was Menschen in seiner näheren Umgebung erlebt hatten. Der Schriftsteller Vladimir Kaminer hatte in einem anderen Interview gesagt, das Geschichten auf der Straßen lägen, wobei das größte Problem sei, sie zu sehen, aufzuheben und in Worte zu fassen. Genau so geht es mir beim Bloggen.

Freitag, 13. Januar 2012

durch Schwarz-Rheindorf

Ich überfliege die Schlagzeilen.

Lehrer hatte Sex mit 14 jährigem Mädchen. Freispruch !
Der große FC-Winter-Check …

Die BILD-Zeitung, das ist normalerweise unterhalb meines eigenen Niveaus, doch an diesem roten Kasten in Schwarz-Rheindorf, wo man mit Geldmünzen die Zeitung bezahlen kann, stoppe ich immer, wenn ich mit dem Fahrrad vorbeifahre. Es war eine Schlagzeile im Mai 2009, die mich damals den Atem stocken ließ: DAUM WEG ! Gemeint war Christoph Daum, der damalige Trainer des 1. FC Köln. Nach Jahren des Jammerns, mit mehreren Ab- und Aufstiegen konnte der 1. FC Köln mit ihm eine stabile Bilanz in der Fußball-Bundesliga aufweisen. Nun verließ er seinen Verein und hatte in der Türkei einen neuen Vertrag unterschrieben. Zufrieden stelle ich fest, dass heute nichts geschehen ist, was mein Weltbild durcheinander bringt.

Es ist das zweite Mal, dass ich in diesem Jahr die 18 km mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre. Das Wetter passt, Handschuhe und eine dicke Jacke reichen bei den Temperaturen aus, der Rückenwind treibt mich voran. Es ist noch dunkel, und zerzauste Wolkenfetzen huschen über den endende Nacht.

In Schwarz-Rheindorf bewege ich mich auf historischem Boden. Römer und Franken haben hier gesiedelt, denn dieses höher gelegene Areal war in Rheinnähe sicher vor Überschwemmungen. Das merkt man auf dem Fahrrad, denn vor dem Kasten mit der BILD-Zeitung geht es ein ordentliches Stück den Berg hinauf. Das Römerlager in Bonn hatte auf der anderen Rheinseite gelegen, mit einer Fähre konnten die Römer von dem einen Ufer des Rheins auf das andere Ufer gelangen. Wie in praktisch allen anderen Römerstädten, wurde die rechte Rheinseite später besiedelt, und genau auf diesem Flecken Erde befinden sich die allerersten Anfänge.

Auch im Dunkeln beeindruckt mich die Erhabenheit des Gemäuers. Gekonnt, Stein für Stein und Schicht für Schicht aus Basalt zusammengefügt, führt die Mauer im Kreis um die Doppelkirche aus dem 12. Jahrhundert. Die Doppelkirche folgte der Besiedlung durch Römer und Franken. Auf der Anhöhe gebaut, überragt der Vierungsturm das rechtsrheinische Stadtgebiet, und im Inneren wurde der Zentralbau zwischen den beiden Chören als Oktogon nach weltbekannten Vorbildern konzipiert: der Hagia Sophia in Konstantinopel und dem Aachener Dom. Oktogon, die Zahl acht, soll Vollkommenheit und göttliche Perfektion im Christentum beschreiben, sie symbolisiert ebenso die Auferstehung und die Teilhabe Christus an der Taufe.

Mit dem Fahrrad rausche ich den Berg hinunter, in lockerem Tempo radele ich den Damm hinauf, der von den Laternenreihen gut ausgeleuchtet wird.

Hier, auf dem Fahrrad, kriege ich wieder den Kopf frei. Seitdem ich blogge, schwirrt zu vieles in meinem Kopf herum. Ich will alles auf einmal machen. Die unterschiedlichen Ebenen, was alles zu tun, zu machen, zu erledigen ist, kriege ich nicht mehr überein. Nun wird alles neu sortiert, bekommt Ordnung und Struktur.

Ich fahre weiter ins Büro und atme tief und gleichmäßig durch.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Flughafen

Ruhe auf dem Vorfeld. Ein gehöriges Stück an technischer Faszination packt mich, wenn die insgesamt acht German-Wings-Flugzeuge ins Blickfeld rutschen. Abgestellt, geparkt, stehen sie in Reih und Glied stramm, so gleichförmig, dass es wahrscheinlich ein- und dieselben Flugzeugtypen sind. Aus turmhohen Masten ergießt sich das Flutlicht auf die Betonpiste, die unvermittelt hinter der brusthohen Absperrung beginnt. Riesig und unfassbar ist das Terrain des Flughafens, welches im Dunkeln entschwindet. Noch vorn gereckt, dämmern die Cockpits unbeleuchtet vor sich her. Die Rümpfe mit den Passagierräumen breiten sich der Länge nach aus. Schlapp und untätig hängen die Triebwerke an den Tragflächen herunter. Wann sind die acht Maschinen angekommen ? Wann fliegen sie wieder ab ? Nur dieser winzige Ausschnitt reicht, um mir das komplette Gelände vorzustellen mit all den Starts und Landungen und mit den unvorstellbaren Geschwindigkeiten, wenn Flugzeuge starten und landen, und mit diesem übermächtigen Tower, der dieses Geschehen überwacht.

Anfahrt auf den Flughafen Köln/Bonn. An dem Wirrwarr von Werbeflächen habe ich mich vorbei gemogelt, zuerst das Bayer-Kreuz, dann Lanxess mit dem aus der Reihe tanzenden X in der Mitte. Schraffierte Querstreifen lenken mich auf die linke Fahrspur, anschließend zurück auf die rechte Fahrspur, wo mich an einem Seitentrakt der massige Schriftzug der ZURICH-Versicherungen begrüßt. Ich fahre rechts ran, denn heute ist ein Halteplatz frei.

„Machs gut. Einen möglichst angenehmen Arbeitstag“ verabschiede ich unseren Sohn.
Es ist kurz nach 6 Uhr. Wortlos dreht sich unser Sohn mit seinem Rucksack weg, er verschwindet auf dem Bürgersteig und strebt auf die gläserne Drehtüre zu.

Meinen Stolz kann ich nicht verbergen, dass unser Sohn seit mehr als einem Jahr einen Ausbildungsplatz in der Schlosserei beim Flughafen Köln/Bonn hat. Wenn die Abfahrtszeit der S-Bahn nicht passt, ist der Umweg vertretbar, um ihn auf direktem Weg mit dem Auto dorthin zu fahren.

Ich fädele mich wieder ein in die rechte Fahrspur.

Gläsern schliddern die Ladenzeilen an mir vorbei, vor denen sich Taxis Stoßstange an Stoßstange zusammen drängen. Esprit, Mexx, Phoneoffice heißen die Ladenlokale, vor denen die Außenwerbung in Großbuchstaben um Aufmerksamkeit ringt. Es folgen Pylone mit Fluggesellschaften, deren Schrift so winzig ist, dass man sie kaum lesen kann: Iran Air, Span Air, Singapore Airlines, Bangkok Air, die Namen hauchen Exotik ein, und ich träume davon, dass mir die große weite Welt offensteht. Vor dem Hauptportal muss ich bremsen, denn Fußgänger kreuzen über den höher gelegten Fußweg die Straße. Ich passiere das hypermoderne Terminal 2, einen Neubau aus dem Jahr 2000. Korpulent biegen sich die Stahlträger über die Straße, die Dachkonstruktion spannt sich über massiven Stahlträgern. Futuristisch zieht sich dieses Gemenge aus Stahl und Glas in die schlummernde Nacht hinein.

Dahinter kippt abrupt das Licht aus den Flutlichtmasten auf das Vorfeld. Einsam parkt eine Air Berlin-Maschine in dem prallen Lichtkegel. Ich sehe, wie ein Tankfahrzeug umher kreist. Im Schatten des Terminals wird bald ein Flugzeug an eine Gangway andocken.