Freitag, 20. Januar 2012

Düsseldorf


Dienstreise nach Düsseldorf. Die Stadt sollte ich nur im Überflug sehen, denn ich besuchte ein Call-Center und der Zeitplan war gedrängt.

Zwischen Köln und Bonn wohnend, ist das Vorgefühl auf diese Stadt schon komisch: historisch gewachsene Feindschaften prägen das Gefühlsleben; ähnliches habe ich von den Städten Mannheim und Ludwigshafen oder Mainz und Wiesbaden gehört. Ich komme mir vor, als würde ich mich auf einen fremden Planeten bewegen. Als hätte ich es in Düsseldorf nur mit Außerirdischen zu tun. Alljährlich werden die Düsseldorfer in Witzen verrissen – wenn der Kölner Karneval loslegt.

Wichtige Herzstücke Düsseldorfs verpasste ich, denn ich fuhr vom Hauptbahnhof aus mit der U-Bahn. Schadow-Arkaden, Kö-Galerie, die Königsallee, diese Einkaufsmeilen – die zum Bummeln und Verweilen einluden – verbargen ihre Geheimnisse.

Auf der Rheinkniebrücke dann der Blick auf Düsseldorf mit dem Rheinpanorama, der Postkartenblick, wie Düsseldorf am häufigsten fotografiert ist.

Glatt und niedrig duckten sich die Häuserreihen über dem Rhein. Die Altstadt war nichts pompöses, nur der Zacken des Turmes der barocken St. Lambertus-Kirche stach heraus. Dabei unterschieden sich die Altstädte von Köln und Düsseldorf kaum: beide Altstädte waren eine Ansammlung von Rummel und Kneipen, an Wochenenden von Touristenscharen aus der ganzen Welt frequentiert, werktags ein bisschen stiller, so dass man die schönen Fassaden  mit ihren stolzen Giebeln oder ihrem niederrheinischen Backstein bewundern konnte. Die Rheinuferstraße schlüpfte unter die Erde, so dass man nach Herzenslust flanieren konnte.

Ein Stück weiter schoß ein Bürotum nach oben, das war Vodafone. Das Logo mit dem roten Kreis überstrahlte den Rhein und die Altstadt. Beleuchtet und in einer Glocke des Nieselregens, wirkte der Schriftzug noch eindringlicher. Düsseldorf, das war vor allem Macht, welche Konzerne das Sagen hatten und die Politik aufmischten. Davon fand sich einiges in Düsseldorf. Vodafone, E-On, bis 2010 Thyssen-Krupp, die Börse, auch die Niederlassungen japanischer Konzerne, all dies konzentrierte sich in Düsseldorf. Dazu die NRW-Landesregierung: dort, wo der Rhein hinter der Rheinkniebrücke einen Bogen schlug, schraubte sich mit dem Fernsehturm eine Skyline in die Höhe, eine blasse Kopie von Frankfurt.

Macht, das war mit seit je her fremd gewesen. Vielleicht hatte ich auch deswegen das Gefühl, dass ich feindlichen Boden betrat. Außerhalb der Altstadt wuchsen rasch die Bürolandschaften, neue Bürotürme wucherten unsystematisch in die Höhe. Glatt, auf dem Reißbrett entworfen, verliefen dort die Straßen. Das war Mathematik, aber nichts voller Leidenschaft und Form.

Düsseldorf, um den Reiz dieser Stadt zu entdecken, dazu hatte ich in der Vergangenheit Zeit gebraucht. Normalerweise suchte ich Beschaulichkeit, idyllische Ecken, einen schönen Marktplatz oder ein historisches Zentrum, doch in Düsseldorf fehlte mir die Orientierung. Dabei war Düsseldorf in ihrem Ursprung eine Provokation. Es war das magische Datum 1288, als die Erzbischöfe von Köln nach der Schlacht von Worringen aus ihrer Stadt verjagt wurden. Als Gegenpol zu Köln erhielt Düsseldorf die Stadtrechte, wurde Köln als neue mächtige Stadt vor die Nase gesetzt und wuchs und gedieh prächtig. Insbesondere während der Industrialisierung, als viele Kohle- und Stahlkonzerne des Ruhrgebiets ihr Geschäft in Düsseldorf steuerten. Selbst Kabarettisten wie Konrad Beikircher verweisen auf das Datum 1288 – das Grundübel für allen Zank und Streit zwischen Köln und Düsseldorf.

Ich wusste, Düsseldorf hatte seine schönen und geselligen Seiten. Die Bahn fuhr weiter, nach Oberkassel herein. Vorbei an Industriebrachen und abgerissenen Fabrikhallen, wo ich mich prompt hinein gebeamt fühlte auf einen fremden Planeten. Die Zeit fehlte, die schönen Seiten Düsseldorfs sollte ich heute nicht kennenlernen.

3 Kommentare:

  1. Als Kind war ich mal in Düsseldorf, kann mich aber nicht mehr richtig erinnern. Scheint eine sehr interessante Stadt zu sein!

    LG Josie

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  2. Schade, wenn die Feindschaften so verinnerlicht sind, denn eigentlich sind doch alle drei schöne Städte, wenn auch sehr unteschiedlich.
    Ui, dein Blog gefällt mir!
    Ich blätter mich mal durch.
    Hoffe du verirrst dich auch mal auf meinen ;)

    und kurze Frage: Wie gefällt dir speziell mein jüngst gepostetes Foto?

    wieczorama Fotoblog

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  3. Hallöchen.

    Das hört sich so an, als ob dir das Moderne in der Stadt Düsseldorf nicht gefällt, aber gerade diese Modernität zeichnet Düsseldorf so aus!

    Liebe Grüße,

    Quasselhannah

    P.s.: Da fällt mir ein bekannter Spruch ein: Über Düsseldorf da lacht die Sonne, ueber Köln die ganze Welt. Nicht böse gemeint ;)

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