Donnerstag, 12. Januar 2012

Flughafen

Ruhe auf dem Vorfeld. Ein gehöriges Stück an technischer Faszination packt mich, wenn die insgesamt acht German-Wings-Flugzeuge ins Blickfeld rutschen. Abgestellt, geparkt, stehen sie in Reih und Glied stramm, so gleichförmig, dass es wahrscheinlich ein- und dieselben Flugzeugtypen sind. Aus turmhohen Masten ergießt sich das Flutlicht auf die Betonpiste, die unvermittelt hinter der brusthohen Absperrung beginnt. Riesig und unfassbar ist das Terrain des Flughafens, welches im Dunkeln entschwindet. Noch vorn gereckt, dämmern die Cockpits unbeleuchtet vor sich her. Die Rümpfe mit den Passagierräumen breiten sich der Länge nach aus. Schlapp und untätig hängen die Triebwerke an den Tragflächen herunter. Wann sind die acht Maschinen angekommen ? Wann fliegen sie wieder ab ? Nur dieser winzige Ausschnitt reicht, um mir das komplette Gelände vorzustellen mit all den Starts und Landungen und mit den unvorstellbaren Geschwindigkeiten, wenn Flugzeuge starten und landen, und mit diesem übermächtigen Tower, der dieses Geschehen überwacht.

Anfahrt auf den Flughafen Köln/Bonn. An dem Wirrwarr von Werbeflächen habe ich mich vorbei gemogelt, zuerst das Bayer-Kreuz, dann Lanxess mit dem aus der Reihe tanzenden X in der Mitte. Schraffierte Querstreifen lenken mich auf die linke Fahrspur, anschließend zurück auf die rechte Fahrspur, wo mich an einem Seitentrakt der massige Schriftzug der ZURICH-Versicherungen begrüßt. Ich fahre rechts ran, denn heute ist ein Halteplatz frei.

„Machs gut. Einen möglichst angenehmen Arbeitstag“ verabschiede ich unseren Sohn.
Es ist kurz nach 6 Uhr. Wortlos dreht sich unser Sohn mit seinem Rucksack weg, er verschwindet auf dem Bürgersteig und strebt auf die gläserne Drehtüre zu.

Meinen Stolz kann ich nicht verbergen, dass unser Sohn seit mehr als einem Jahr einen Ausbildungsplatz in der Schlosserei beim Flughafen Köln/Bonn hat. Wenn die Abfahrtszeit der S-Bahn nicht passt, ist der Umweg vertretbar, um ihn auf direktem Weg mit dem Auto dorthin zu fahren.

Ich fädele mich wieder ein in die rechte Fahrspur.

Gläsern schliddern die Ladenzeilen an mir vorbei, vor denen sich Taxis Stoßstange an Stoßstange zusammen drängen. Esprit, Mexx, Phoneoffice heißen die Ladenlokale, vor denen die Außenwerbung in Großbuchstaben um Aufmerksamkeit ringt. Es folgen Pylone mit Fluggesellschaften, deren Schrift so winzig ist, dass man sie kaum lesen kann: Iran Air, Span Air, Singapore Airlines, Bangkok Air, die Namen hauchen Exotik ein, und ich träume davon, dass mir die große weite Welt offensteht. Vor dem Hauptportal muss ich bremsen, denn Fußgänger kreuzen über den höher gelegten Fußweg die Straße. Ich passiere das hypermoderne Terminal 2, einen Neubau aus dem Jahr 2000. Korpulent biegen sich die Stahlträger über die Straße, die Dachkonstruktion spannt sich über massiven Stahlträgern. Futuristisch zieht sich dieses Gemenge aus Stahl und Glas in die schlummernde Nacht hinein.

Dahinter kippt abrupt das Licht aus den Flutlichtmasten auf das Vorfeld. Einsam parkt eine Air Berlin-Maschine in dem prallen Lichtkegel. Ich sehe, wie ein Tankfahrzeug umher kreist. Im Schatten des Terminals wird bald ein Flugzeug an eine Gangway andocken.

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