Freitag, 31. Mai 2013

Köln Krimi: Tödlicher Klüngel


Berlin-Mitte: ein Immobilienhai hat Altbau-Wohnungen gekauft, die in Luxus-Appartements umgewandelt werden sollen, die Mieter sollen heraus geekelt werden. Die meisten Mieter werfen das Handtuch und ziehen aus, als der Eigentümer die Miete um das doppelte erhöht. Die Telefone der Mieter klingeln heiß, als Interessenten für die Eigentumswohnungen nach Besichtigungsterminen nachfragen. Nur eine alleinerziehende Mittdreißigerin, die sechzehn Jahre in ihrer Wohnung sesshaft geworden ist, widersteht dem massiven Druck, sie loszuwerden. Sie bleibt, trotz Mieterhöhnung, trotz Fassadenarbeiten und ohrenbetäubenden Lärms. Das war gestern im ZDF-Mittagsmagazin zu sehen.

Köln-Widdersdorf: am westlichen Stadtrand von Köln ist es keine Mittdreißigerin, sondern ein 82 jähriger Rentner, der dem Werben eines Baulöwen widersteht. Felder von Bauern hat sich der Baulöwe zusammengekauft. Er will eine Trabantensiedlung bauen und hat den Zorn der Widdersdorfer Einheimischen auf sich gezogen, die solche hässlichen Wohnmaschinen nicht vor ihrer Nase haben wollen. Der 82 Jährige besitzt ein Gartenstück mitten in den Feldern, das er nie und nimmer verkaufen will. Größenwahnsinnige Projekte, aufreißende Frauen, riesige Geldsummen, zwielichtige Gestalten, Abtauchen in dunkle Spelunken: das Buch „Tödlicher Klüngel“ ist gefüllt mit solchen Spannungsfeldern, die gut für einen Mord sind.

Mit diesem Regional-Krimi habe ich die Eifel verlassen, denn vor mehreren Jahren habe ich die Eifel-Krimis von Jacques Berndorf regelrecht verschlungen. Jacques Berndorf ist mit seinem Eifel-Heimat-Gefühl exzellent, und mindestens genauso exzellent ist Christoph Gottwald. Er unterscheidet sich allerdings von Jacques Berndorf, denn er bringt es gerade auf drei Köln-Krimis.

Christoph Gottwald ist in Köln geboren und somit ein Kölscher Junge. Um sein Studium zu finanzieren, ist er Taxi gefahren, was sich in seinem Kriminalroman widerspiegelt. Denn Manni – seine Hauptperson – ermittelt gemeinsam mit einem befreundeten Taxifahrer, der seine wichtigste Stütze ist.

1984 geschrieben, war dies der erste Krimi in der Reihe der Köln-Krimis, die danach wie Pilze aus dem Boden geschossen sind; bis heute haben sie sich auf einhundert Kriminalromane aufsummiert. Morde, Blut, Leichen, Verbrechen. Heißes Pflaster Köln ? Kann man sich in Köln noch auf die Straße trauen, ohne um die nächste Ecke gebracht zu werden ?

Seitdem ich blogge, gehören Kriminalromane weniger zu den Schwerpunkten, in welche Themen ich mich hineinlese. Maigret (Simenon), Sherlock Holmes (A. Conan Doyle) oder Hercule Poirot (Agatha Christie) – diese Kriminalromane habe ich früher gerne gelesen. Sie haben ihre eigene Faszination, wenn die Tätersuche mit logischem Denken, innerem Instinkt, Menschenkenntnis und akribischer Spurensuche voran schreitet. In Täterprofilen und deren Psychologie habe ich innerste Geheimnisse gesucht: wie Menschen fähig sind, Verbrechen wie einen Mord zu begehen. Diese klassischen Kommissare finde ich mit ihrer Logik und ihrer Psychologie bis heute einzigartig.

„Tödlicher Klüngel“ hat mich in mehrfacher Hinsicht begeistert. Wie Wohnungsraum in Großstädten zum Objekt der Begierde wird und wie aus sozial Schwachen Geld heraus gequetscht wird, damit hat sich Gottwald ein zeitloses Themenfeld ausgesucht, in dem keine Entspannung in Sicht ist. Nach den drei Köln-Krimis ist Gottwald zum Fernsehen gewechselt. Von 2009 bis 2011 hat er Drehbücher für die Krimi-Serie „SOKO Wismar“ geschrieben, von 2007 bis heute für „Der Staatsanwalt“.

„Tödlicher Klüngel“ ist erfrischend geschrieben und als Abend- oder Bettlektüre bestens geeignet. Die 142 Seiten sind ein handliches Format, so spannend geschrieben, dass ich mich schwertat, den Krimi beiseite zu legen. Manni kommt wie in einem schlechten Witz zu dem Mord: ohne Job, unter chronischem Geldmangel leidend, will er in einer Detektei anheuern, er hebt das Telefon ab, als sein Chef in spe nicht im Büro weilt; der Anrufer bittet um ein sofortiges Treffen am Kölner Neumarkt; kurze Zeit nach dem Treffen findet er im Appartement der Geliebten des Anrufers die Leiche eines Immobilienmaklers.

Mit reichlich Witz beschreibt Gottwald den draufgängerischen und derben Typen des Manni, der den Job in der Detektei nicht bekommen hat. Anstatt dessen recherchiert Manni auf eigene Faust und kann auf seinen Freund, den Taxifahrer, vertrauen. Manni meistert den Fall mit all seinem schauspielerischen Talent. Laufend dreht, wendet und verstellt sich Manni. Er schlüpft in fremde Rollen, um dem Fall die entscheidende Wendung zu geben. So gibt er sich als Kommissar der Polizei Köln aus, ruft im Meldeamt der Stadtverwaltung an, lässt sich die Sterbeurkunde des Mordopfers kopieren und holt persönlich die Kopien in der Stadtverwaltung ab. Dadurch kann er beweisen, dass die Sterburkunde gefälscht worden ist.

In einer Arztpraxis schlüpft er in die Rolle eines falschen Patienten, im Altenheim verschafft er sich als angeblicher Enkelsohn Zutritt zu der Witwe, die letztlich das Gartengrundstück an den Immobilienhai verkauft hat, der die Trabantensiedlung in Köln-Widdersdorf bauen wollte.

Die Recherchen führen Manni durch das Köln, das so schräg und unkonventionell ist wie er selbst. Köln geht in dem Kriminalroman von ganz oben bis ganz unten, Gegensätze klaffen, glatt herausgeputzte Fassaden bröckeln, Alt behauptet sich gegen Neu, das Denken lässt sich nicht in Schubladen pressen.

Heißes Pflaster Köln ? Gottwald beleuchtet elegant die Abgründe der Stadt, zu denen er über Eckkneipen und Bars und Nachtclubs den Zugang findet. „Tödlicher Klüngel“ war höchst unterhaltsam. Wie im Fernsehen, wird die Literatur mit Krimis überschwemmt. Ab und zu brauche ich diese literarische Abwechslung. Am besten so genial, wie Christoph Gottwald es geschafft hat.

Mittwoch, 29. Mai 2013

mit dem Rennrad nach Eitorf


Das Motto dieser Radtour begegnete mir in Eudenbach. „Du bestimmst, wann Sommer ist“ strahlte mich die Becks-Reklame an einer Bushaltestelle an. Der Anstieg endete vorläufig in Eudenbach. Ich hechelte. Einstweilen musste ich mich mit dem Werbeplakat begnügen. Gerne hätte ich etwas gekühltes, erfrischendes getrunken, um meinen Durst zu löschen. Doch ich wollte bis zur Pause in Eitorf warten.

Wenn der Wetterbericht stimmte, hatte ich den einzigen Tag in dieser Woche mit brauchbarem Wetter erwischt. Bis zum Wochenende war wieder Regen angesagt, Dauerregen sogar, der in Süddeutschland sintflutartig ausfallen sollte. Über den ganzen Mai hinweg hatte das regnerische Wetter meine Rennradaktivitäten sichtlich gehemmt.

Nun hatten sich Schönwetterwolken über den Rhein und das Siebengebirge in Stellung gebracht, die Sonne lachte vom Himmel, erstmals seit Wochen waren die Temperaturen über die 20 Grad-Marke geklettert. Über Kurven und Steigungen hatte ich mich das Siebengebirge hoch gekämpft. Ende Mai tauchte ich die in die bewaldete Überfülle von Grün ein.  Heisterbacherrott, Thomasberg, Oberpleis; hinter dem Flußlauf der Pleis hatte ich mich die Steigung hoch geschraubt, auf dessen Höhe mich dieses Werbeplakat „Du bestimmst, wann Sommer ist“ erfreute. Es passte genau auf dieses sonnenüberflutete Wetter, das ich an diesem Tag genoss.


Eudenbach war ein lebendiges Beispiel für die Erfahrungen diverser Bauherren: keine gebrauchte Immobilie kaufen, sondern neu bauen. In Hanglage stand ein neu gebautes Haus neben dem nächsten, während längs der Landstraße reihenweise gebrauchte Immobilien zum Kauf angeboten wurden. Vor der Kirche konnte gleich ein ganzes Grundstück gekauft werden. Über dem Portal der neuromanischen Kirche las ich auf Lateinisch: „Venite adoremus et procidamus et ploremus ante dominum“. Mit meinen verblassten Schulkenntnissen in Latein fügte ich zusammen, dass der Herr angebetet wurde.

Eudenbach gehörte zu Königswinter, das sich bis in die tiefsten Winkel des Siebengebirges erstreckte. Nahtlos glitt die Mittelgebirgslandschaft in den Westerwald nach Rheinland-Pfalz über. Landschaftlich veränderte sich auf dem Höhenzug nicht viel, außer dass mir dieser Abschnitt in Rheinland-Pfalz etwas einsamer vorkam. In den beiden Dörfern hinter Buchholz gruppierten sich wenige Häuser um die Hauptstraße. Der Blick schwenkte in die Ferne. Höhen und Täler wechselten ab. Geradeaus konnte ich den geraden Strich der Bundesstraße 8 erkennen, wo sich der Autoverkehr vorwärts schob, ferngesteuert wie von einer Geisterhand gelenkt. In die knackig grünen Wiesen und Weiden mischten sich braun-weiße und schwarz-weiße Farbkleckse hinein. Hier gab es sie noch, die Kühe, die auf unseren Feldern längst vollständig verschwunden waren. Der Gegenwind blies über die freie Fläche. Zeitweise erbarmte er sich und flaute ab.


Am Wegesrand fiel mir die kleine Kapelle mit einem verschieferten Turm auf. Schüchtern zeigte ein grauer Stein zwischen dem blendend weißen Anstrich ihr wahres Alter: 1857. Langeweile konnte in dieser Abgeschiedenheit nicht aufkommen. Eine hölzerne Anzeigetafel kündigte neben der Kapelle wichtige Ereignisse in dieser Region an: ein Lichterfest auf der Freilichtbühne Mehren, ein Hahnenfest in Buchholz oder ein karnevalistisches Fußballfest in Kölsch-Büllesbach – Karneval am vorletzten Maitag.

Mit einer atemberaubenden Abfahrt kehrte ich nach NRW zurück. Hinter der Kreuzung mit der B8 ging es acht schöne lange Kilometer den Berg hinunter. In Kurven, Kehren, Biegungen, Wendungen steuerte die Strasse in das Tal der Sieg. Gemütlich und fröhlich konnte ich mein Rennrad rollen lassen. Wie im letzten Jahr, ärgerte ich mich über Motorradfahrer. Sie ließen die Sau raus, ignorierten Geschwindigkeitsbegrenzungen, legten sich so scharf in die Kurven, dass einem angst und bange werden konnte.

Eitorf, diese Stadt mit dem blassen, identitätslosen, einfallslosen, langweiligen Zentrum, gehört zum Standard-Repertoire meiner Radtouren, weil die Strecke – mit Ausnahme von Eitorf – berauschend schön ist und weil der Streckenverlauf genau zu meinem Leistungsvermögen passt. Eitorf klingt wenig sinnhaft wie dieser metallene Kasten mit dem Glasdach darüber. Bei näherem Hinsehen habe ich festgestellt, dass E-Bike-Besitzer dort ihr Fahrrad aufladen können. Na also. Diese komische Ansammlung aus Blech und Glas machte also doch Sinn.


Eitorf habe ich den Rücken gekehrt, ich habe Kurs auf das Siegtal genommen, den Sinn war ohnehin geklärt. Dann Pause am Schnellimbiss. „Du bestimmst, wann Sommer ist“ reflektierte ich den Werbeslogan, der zu dem strahlend blauen Himmel passte. Der Werbung blieb ich nicht treu, denn ich trank Bitburger anstelle Becks. Und ich trank kein Biermischgetränk, sondern reines Bier, das den Durst löschte, meine ausgetrocknete Kehle zu neuem Leben erweckte und neue Kraftreserven aufbaute.

Die 35 restlichen Kilometer nach Hause schaffte ich in einem Stück, wobei keine spektakulären Steigungen dabei waren. Immer der Hauptstraße entlang, ab Hennef über den Siegtalradweg, die letzten Kilometer durch die Felder. Am Ziel angekommen, war ich 70 Kilometer geradelt und hatte vier Stunden dafür gebraucht.


Montag, 27. Mai 2013

Bild & Express

Es gibt Momente, da verstehe ich mich selber nicht. Ich schaue dorthin, was ich eigentlich nicht wahrnehmen will. Brot und Spiele. Die Masse will gefüttert werden, bedient werden mit Schlagzeilen, die Masse will ihre inneren Antriebe nach Neugier, Klatsch, Promis zufrieden stellen. Ich verweile an den roten Zeitungskästen von Bild und Express, sauge die Schlagzeilen in mich hinein. Tagtäglich stelle ich fest, dass es nicht die wirklichen Probleme sind, die die Massen bewegen. Die Psychologie der Massen ist höchst einfältig, geradezu primitiv, und sie will diese Aufreger und Knaller.


Für so manchen führt der erste morgendliche Gang zum Zeitungskasten.



Gewalt und Verbrechen sind geeignete Aufreisser.

  
Schlagzeilen gehen wider den menschlichen Verstand.

  
Gerne wird pauschal geurteilt. Mit der Wortschöpfung „Hartz IV-Betrüger“ assoziiere ich, dass der Betrug bei Hartz IV weit verbreitet ist.


Es ist wieder soweit: der 1. FC Köln liefert regelmäßig Schlagzeilen. Mit einer gewissen Konstanz geht die Suche nach einem neuen Trainer los. Es darf fleißig spekuliert werden.

  
Schöne Frauen …


… und schöne Männer dürfen nicht fehlen.



An Beziehungskisten, wer mit wem, reiben sich die Massen warm.



Eine der Freud’schen Urtriebe – nämlich Sex- füllt regelmäßig die Schlagzeilen.


Ausschweifungen und Exzesse krallen sich gerne an der Boulevardpresse fest. Jenny Elvers liefert so viele Schlagzeilen, dass sie es – wenn ich es schaffe – einen eigenen Post Wert ist.


Und dies ist die Schlagzeile, die ganze Völker bewegt: Kate ist schwanger !

Samstag, 25. Mai 2013

Schulfest

Es gibt Tage, da fällt alles zusammen und alle wollen alles gleichzeitig machen. Pfarrfest plus Schulfest plus Firmung. Dabei hatte meine Göttergattin die Ehre, von unserer früheren Nachbarin als Firmpatin ausgewählt worden zu sein. Mit dem Pfarrfest hatten wir eigentlich nichts zu tun. Wir wussten kaum, wie wir alle Termine auf die Reihe kriegen sollten.

9.00 Uhr                 Friseurtermin Göttergattin
9.30 Uhr                 Kleine zum Klavierunterricht im Nachbarort bringen
9.45 Uhr                Göttergattin mit dem Auto vom Friseurtermin abholen
10.00 Uhr               Kleine vom Klavierunterricht abholen
10.15 Uhr               Schwiegervater bringt Göttergattin zum Berufskolleg (Informationsveranstaltung für Abendschule    
                             Wirtschaft)
10.30 Uhr               Einkäufe im Ort erledigen
11.30 Uhr               Fußweg zum Schulfest (Parkplätze werden allesamt belegt sein)
12.00 Uhr               Beginn Schulfest
                             Bin bis 13 Uhr eine Stunde lang für die Betreuung eines Spieles eingeteilt
16.00 Uhr               Ende Schulfest
16.30 Uhr               Rückkehr zu Hause
                             Göttergattin ist gegen 15 Uhr zurückgekehrt und hat weitere Einkäufe erledigt
                             Göttergattin kocht gemeinsam mit mir Gemüsesuppe, weil mir das Rezept nicht mehr geläufig ist
17.00 Uhr               Göttergattin zu unserer früheren Nachbarin fahren
18.00 Uhr               Firmgottesdienst
                             Gleichzeitig mit den Kindern zu Hause essen

Um einen Eindruck zu vermitteln, wie ausgefüllt der Tag war, habe ich einige Fotos vom Schulfest gemacht.


Dieses Plakat hat das Schulfest angekündigt.

  
Der Schulchor hat das Schulfest begonnen.


Das Spiel „Wattepusten“ durfte ich eine Stunde lang betreuen. Wattebüschel mussten in ein Tor gepustet werden.


Um 13 Uhr fand der sogenannte Sponsorenlauf rund um die Schule statt. Pro gelaufene Runde werden die Eltern im vornherein festgelegte Geldbeträge für einen guten Zweck spenden.





  
An Ständen waren reichlich Spiele aufgebaut, die die Schüler auf ihren Spielekarten eintragen ließen.


Als Rahmenprogramm wurden Tänze aufgeführt.


Eine Schülerband spielte auf den Rhythmen von Adele oder Justin Timberlake.

Freitag, 24. Mai 2013

über die Wupper gehen

Gerichtsinsel in Wuppertal; Quelle: www.wuppertal.de

… das verheißt im Rheinland nichts Gutes. Nicht Unheil verkündend, sondern verwirrend schlängelt sich dieser 119 Kilometer lange Fluß durch das Bergische Land, als habe er die Orientierung verloren. Im Oberlauf, wo die Wupper sich noch Wipper nennt, sticht sie nach Norden, dreht bei Wuppertal nach Westen, quetscht die Metropole des Bergischen Landes in einen engen Talkessel hinein, dreht dann nach Süden zurück, mäandriert sich an Burg an der Wupper vorbei, gleitet bei Leverkusen, eingekreist vor lauter chemischer Industrie, in den Rhein aus.

Dennoch: „über die Wupper gehen“ klingt Unheil verkündend. Diese Redensart ist auch im rheinischen Dialekt angekommen. So sagt der Kölner „he es üvver de Wupper“ und er meint dabei, dass jemand der Stadt verloren gegangen ist. Oder dass er sie verlassen hat.

Wie bei anderen Redensarten, sind die Erklärungen nicht eindeutig. Sämtliche Erklärungen haben mit der Stadt Wuppertal zu tun, beziehungsweise mit den Stadtteilen Barmen, Elberfeld, Vohwinkel, Ronsdorf, Beyenburg woraus 1930 die Stadt Wuppertal gebildet wurde. Andere Erklärungsansätze weisen auf die Grenze des Rheinlandes kurz hinter Wuppertal.

Aus heutiger Sicht klingt es unglaublich, dass Wuppertal im 19. Jahrhundert die größte Industriestadt in NRW war. So zählten im Jahre 1880 Elberfeld und Barmen 189.000 Einwohner gegenüber 145.000 in Köln, 95.000 in Düsseldorf oder 57.000 in Essen. Die Einwohnerzahlen kletterten, die Massen der Arbeiter lebten in Armut, die Kriminalität stieg, Recht und Gesetze wurden vielfältiger. Für die steigende Zahl von Gerichtsprozessen wurde 1852 der Neubau eines Gerichtskomplexes gebaut.

Noch heute klammern sich die Häuseransammlungen der Stadt eher unsystematisch an die Wupper. An einer Stelle – in Elberfeld – verzweigt sich die Wupper und fließt um eine Insel herum. Genau auf dieser Insel wurde 1852 dieser Gerichtskomplex gebaut, bestehend aus Amts- und Landgericht. Mit diversen Umbauten, Kriegszerstörungen, Abrissen, Neubauten ist diese Gerichtsinsel bis heute erhalten geblieben. Kläger und Beklagte mussten also über die Wupper gehen, um zum Amts- und Landgericht zu gelangen. Den Gerichtsprozess zu überstehen, bedeutete an und für sich nichts Böses und hing vom Urteil ab. Verschärft wurde diese Redewendung im Zusammenhang mit Insolvenzen. Dies war im 19. Jahrhundert nicht anders als heutzutage, dass sich in Zeiten von wirtschaftlichen Rezessionen die Fälle von Insolvenzen häufen. Wenn Unternehmer über die Wupper gingen, war dies gleich bedeutend mit einem Konkurs. „Opel geht über die Wupper“: mit diesen Suchbegriffen habe ich zuletzt in Google ganz viele Suchergebnisse erhalten, dass das Opel-Werk in Bochum dicht gemacht wird.

Mit der Exekution gingen die Gerichtsprozesse weiter als heute. Da die Straftaten stiegen, wurde 1864 jenseits der Gerichtsinsel ein Gefängnis gebaut. Über die Wupper gehen konnte auch bedeuten, über die Gerichtsinsel zum gegenüberliegenden Ufer im Gefängnis hinter Gittern eingelocht zu werden. Zu dieser Zeit war die Todesstrafe noch nicht abgeschafft, so dass in dem Gefängnis ein Henker mit einem Fallbeil auch Todesurteile vollstrecken konnte. Dies war die schlimmste Bedeutung der Redensart „über die Wupper gehen“: die Todesstrafe.

Eine weitere Herleitung dieser Redensart hängt mit der Rekrutierung von Soldaten zusammen. Im 18. Jahrhundert markierte die Wupper die Grenze zwischen dem Rheinland (Herzogtum Berg) und Westfalen (Grafschaft Mark). In der Grafschaft Mark herrschte Wehrpflicht, so dass alle jungen Männer in der preußischen Armee dienen mussten, während das Herzogtum Berg auf eine solche Wehrpflicht verzichtete. Wegen Drill, Disziplin, Willkür und absolutem Gehorsam bis zur Selbstaufgabe war der Wehrdienst in der preußischen Armee verhaßt. Die jungen Männer flüchteten vor diesem Wehrdienst, indem sie in das freizügige Herzogtum Berg wanderten und sich dort niederließen. Sie gingen über die Wupper. In dieser Bedeutung verloren sie ihre Heimat in der Grafschaft Mark, was wiederum der Kölschen Interpretation „he es üvver de Wupper“ entspricht.

Es bleibt dabei: „über die Wupper gehen“ klingt Unheil verkündend. Die Redensart hat man sogar mit dem Buch Josua aus dem Alten Testament in Verbindung gebracht. Nach dem Tod von Moses wollen die Israeliten den Jordan überschreiten, um ins Himmelreich zu gelangen. „Über den Jordan gehen“ bedeutet zu sterben, um über den Tod in den Himmel zu kommen. Dies hat man mit „über die Wupper gehen“ gleich gesetzt.

Redensarten müssen angepasst, gedehnt und interpretiert werden. Sie leben mit der Überlieferung und der Sprache. Im Umfeld der eigenen Umgangssprache ist die Redewendung "über die Wupper gehen" seit langem aus der Mode gekommen.

Vielleicht ändert sich dies in der nächsten wirtschaftlichen Rezession. Dann kreist der Pleitegeier. Konkursverwalter bekommen alle Hände voll zu tun. Firmen werden über die Wupper gehen.

Donnerstag, 23. Mai 2013

50

… diese magische Leserzahl auf meinem Blog habe ich dank Moni zum zweiten Mal erreicht. Die magische Zahl 50 hatte ich im Oktober letzten Jahres sogar überschritten. Da ich Bloggen als Suche nach meiner eigenen Identität begreife, hatte ich mich danach in „rheinland-blogger“ umbenannt. „dieter759“ klang mir als Blogger-Identität zu hohl, zu kryptisch, eine anonyme Wort-Zahlen-Kombination, die ich aus dem Hut gezaubert hatte, weil mir nichts besseres eingefallen war.

Vom Nullpunkt aus hat sich danach meine Leserschaft neu formiert. Viele alte Leser sind meinem neuen Blog-Namen treu geblieben. Es sind auch neue Leser dazugekommen, dafür finden sich ein paar alte Leser nicht mehr in meiner Leseliste wieder. Und es gibt viele bekannte, anonyme und stille Leser außerhalb des Dunstkreises meiner Leseliste. Danke an alle für das fleißige Blog-Lesen ! Und natürlich für das fleißige Kommentieren, wobei ich nicht zwingend erwarte, dass jeder Leser etwas kommentieren muss.

Ich bin mir dessen bewusst, dass all die fleißigen Leser und Leserinnen bisweilen Geduld mitbringen müssen, denn ich zeige nicht nur schöne Bilder, wie es im Rheinland aussieht. „Le beau est toujours bizarre“ – das Schöne sieht immer komisch aus – so hatte einst Charles Baudelaire gesagt. Dies betrachte ich als Herausforderung im Alltag, nicht nur diejenigen Dinge zu sehen, die man allgemein als schön wahrnimmt. Sondern auch banale, abstoßende, unschöne, funktionale, zweckmäßige, laute oder häßliche Ecken des Alltags, über die man sonst gerne hinweg sieht. Dies betrachte ich als die eigentliche Kunst des Sehens.

Das Geschriebene soll bewusst Denkanstöße liefern. „Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht“ nach dieser Lesart von Goethe schreibe ich gerne meine Texte. Ich will nicht unterhalten, schönreden oder an der Oberfläche herum kratzen. Ich thematisiere gerne, reiße Problemfelder auf, analysiere menschliche Verhaltensweisen, bewerte Rahmenbedingungen, dramatisiere. Wenn ich tief genug ins Innere der Dinge hinein schaue, klaffen überall Widersprüche, die mich voran treiben.

Danke auch an alle Leser aus dem Ausland, die mittlerweile aus den Niederlanden, aus Belgien, Frankreich, England, Spanien, Portugal, Schweden, Polen und Russland kommen. Carolina, die am weitesten entfernte Leserin, kommt sogar aus Argentinien. Den einen oder anderen Leser aus dem Ausland bitte ich um Verständnis, dass meine Kommentare etwas rarer geworden sind, denn mit dem (teilweise grotten-schlechten) Google Translator dauert das Abfassen der Kommentare in einer Fremdsprache effektiv länger.

Als „rheinland-blogger“ möchte ich meinem Namen gerecht werden und meine Themen noch stärker auf das Rheinland konzentrieren. Durchschnittlich schaffe ich 4-6 Posts pro Woche. Mein Ziel ist es, zu mehr als der Hälfte über das Rheinland zu schreiben, wobei weiterhin ein gewisser Themenanteil verbleiben wird, der nichts mit dem Rheinland zu tun haben wird. In diesem Teil werde ich über alles und Gott und die Welt philosophieren. Um werthaltige Themen zu finden, habe ich eine Ideenliste gesammelt, die ich Stück für Stück abarbeite. Dabei entstehen genauso Spontanideen, die ich teilweise direkt noch an demselben Tag herunter schreibe.

Beheimatet zwischen Köln und Bonn, gibt es in meinem Blog diverse „weiße Flecken“ auf der Landkarte des Rheinlandes. Je mehr ich mich von meinem Heimatort entferne, um so mehr breiten sich diese „weißen Flecken“ aus, über die ich noch nichts geschrieben habe. Um diese „weißen Flecken“ mit Themen und Geschichten zu füllen, werde ich wahrscheinlich auf einzelne Blogger zukommen und fragen, inwieweit ich Bilder aus deren Blogs in meinem Blog zeigen darf. Bezogen auf Posts zu Glockentürmen, hat dies mit zwei Bloggerinnen aus Frankreich wunderbar funktioniert. Um diese Bilder herum würde ich dann eine Geschichte schreiben, die ich mir ausgedacht und recherchiert habe. Meine Endvision wäre es, dass mein Blog eine Sammlung von ganz vielen Geschichten aus dem Rheinland wäre. Wobei der Anteil, in dem ich über alles und Gott und die Welt philosophieren würde, nicht wegfallen würde.

Danke an Moni und danke an Euch alle, dass ich die magische Schallgrenze von 50 erreicht habe. Danke, damit das Bloggen weiterhin so viel Spaß bereiten wird wie bisher !

Dienstag, 21. Mai 2013

Rückbau

Quelle: Wikipedia (creative commons license)
Rom ist nicht an einen Tag gebaut worden. Und es ist auch nicht in wenigen Jahren untergegangen. Romulus Augustulus, der letzte weströmische Kaiser, konnte im Jahr 476 auf rund 400 Jahre zurück blicken, in denen sich das römische Reich bis zur Rheingrenze gehalten hatte, bevor es zerfiel. Goten, Vandalen, Alemannen, Franken, Burgunder, Slawen, Hunnen waren längst über den Rhein, nach Gallien und bis nach Italien eingedrungen. Das römische Reich war längst in sich zusammengefallen.

Kernkraftwerke müssen so gebaut sein, dass sie beständig sind wie das römische Reich. Mehrere Jahre lang bin ich regelmäßig mit dem Zug von Bonn aus über Koblenz das Rheintal entlang gefahren. Nachdem ich zwischen den Hängen von Eifel und Westerwald die Rheinromantik bestaunen konnte, wurde ich hinter dem Andernacher Trichter aus den Träumen gerissen. Das Kernkraftwerk in Mülheim-Kärlich beherrschte das Neuwieder Becken, es platzierte sich direkt neben die Bahnlinie, der Kühlturm schoß mit seinem wuchtigen Koloss in die Höhe. Das Atomzeitalter hatte begonnen. Die neuen Kathedralen der Energieversorgung sollten für die Ewigkeit gebaut sein.

So beständig wie das römische Reich, genauso musste das Innere des Kernkraftwerks strengsten Sicherheitsvorschriften und schlimmsten Szenarien genügen. Im Umkreis musste die radioaktive Belastung gleich Null sein. Bei einem eventuellen Flugzeugabsturz mussten Reaktor und Brennstäbe bombenfest ummantelt und gesichert sein. Die Planungsverantwortlichen dachten nicht in zehn oder hundert Jahren, sondern noch länger. Das waren historische Zeiträume. Generationen von Menschen würden mit dem Kernkraftwerk leben, Revolutionen würden darüber hinwegfegen, das Kernkraftwerk würde weitere Weltkriege überdauern, von denen wir heute noch nichts erahnen.

Halbwertszeiten haben die Ewigkeit dieses Kernkraftwerks bestimmt. 28 Jahre Halbwertszeit kann ich mir bei Strontium gerade noch so vorstellen, während 24.000 Jahre bei Plutonium in Ewigkeiten von Lichtjahren verschwinden.

„Atomkraft nein danke“: der Baubeginn von Mülheim-Kärlich fiel 1975 genau in diejenige Phase hinein, als sich die AKW-Bewegung formiert hatte und erste Erfolge verbuchen konnte. Die AKW-Bewegung protestierte, besetzte, thematisierte die Risiken der Kernkraft. In Mülheim-Kärlich sezierten sie das Genehmigungsverfahren und zog vor Gericht. Die AKW-Gegner verwiesen auf die Erdbebengefährdung im Neuwieder Becken. Entlang des Rheins und in der Eifel bebte die Erde unregelmäßig – sogar kurzzeitig bis zu einer mittleren Stärke. Sie argumentierten mit dem Kratersee im fünfzehn Kilometer entfernten Maria Laach. Dort war nachweislich von 10.000 Jahren ein Vulkan ausgebrochen. Die Mühlen der Gerichte mahlten im Zeitlupentempo, doch 1988 war es soweit: in der Baugenehmigung hatten die Planenden es unterlassen, ein mögliches Erdbeben zu berücksichtigen. Dazu hätte ein neues Planungsverfahren angestoßen werden müssen. Mülheim-Kärlich hatte gerade zwei Jahre lang Strom produziert, da musste es wieder vom Netz genommen werden.

Die Kraftwerkssilhouette ist ein markantes Zeichen des Neuwieder Beckens geworden. Zwischen Eifel und Westerwald eingequetscht, läuft das Rheintal seitwärts bequem in einer Ebene aus. Industriegebiete haben sich seitwärts der B9 zwischen Andernach und Koblenz hin gepflanzt. Es ist der häufige Mix aus mittelständischen Betrieben, IT-Unternehmen und produzierendem Gewerbe. Neben dem Forschungsreaktor in Jülich ist Mülheim-Kärlich das einzige Kernkraftwerk im Rheinland.

Das gerichtliche Hickhack ging weiter. Geänderte Baugenehmigung, Klage, neue Auflagen. 1998, nach zehnjährigem Rechtsstreit, hob das Bundesverwaltungsgericht die Baugenehmigung in letzter Instanz auf. Der Kraftwerksbetreiber, die RWE Power AG, hatte sich schließlich damit abgefunden und 2004 die Genehmigung eingeholt, das Kernkraftwerk zurückzubauen, also abzureißen.

Goten, Vandalen, Alemannen, Franken, Burgunder, Slawen, Hunnen waren nicht in einem Schub in das römische Reich eingedrungen. Das römische Reich war in Zeiträumen von Jahrhunderten zerfallen. Es gab Provinzen, in denen sich die Römer über Jahrzehnte und Jahrhunderte behaupteten. Entscheidende Schlachten ließen auf sich warten. Die erobernden Völker sickerten schließlich durch und gründeten neue Siedlungen. In ähnlichen Zeithorizonten müssen die Verantwortlichen an ein Kernkraftwerk herangehen. Die schlacksige Gestalt des Kühlturms bröselt nicht vor sich hin. Die Arbeiter, die das Kernkraftwerk zerlegen, tasten sich vom Äußeren ins Innere. Sie haben mit nicht radioaktiv belasteten Kraftwerksteilen begonnen. Davon ist im September des letzten Jahres ein 450 Tonnen schwerer Notstromgenerator samt Turbinen demontiert worden, in haarkleiner Präzisionsarbeit aus dem Inneren geschafft worden und mittels Schwertransporter auf ein Schiff verladen worden. Turbinen und Generator sollen nun Strom in einem Gaskraftwerk in Ägypten produzieren.

Dann schreitet der Rückbau in die leicht verstrahlten Kraftwerksteile fort. Diese Phase steht Mülheim-Kärlich noch bevor. Damit die Teile wiederverwertet werden können, muss ein mehrstufiger Wertstoffkreislauf durchlaufen werden: die Teile werden demontiert, zerlegt, zerkleinert, mit Sandstrahlern gereinigt, wobei permanent die Strahlenbelastung gemessen wird. Die Reinigung wird solange wiederholt, bis die Grenzwerte eingehalten werden.

Wenn es an die stark verseuchten Kraftwerksteile heran geht, dann ziehen sich die Zeiträume zu Endlosspannen in die Länge. Das ist vor allem der Reaktorbehälter, in dem die Brennstäbe mittels Kernspaltung Strom erzeugt haben. Die Brennstäbe sind bereits 2002 abtransportiert worden. Da der Rückbau dieser Teile lebensgefährlich ist, übernehmen Industrieroboter diese Arbeit. Sägen, Seilsägen, Hydraulikscheren, Schneidbrenner werden zum Einsatz kommen, um dieses Kernstück des Atomkraftwerks zu zerlegen. Um eine Verwirbelung des Staubs in der Luft zu minimieren, müssen diese Werkzeuge in einem möglichst langsamen Tempo laufen. Dabei sind die Zeiträume begrenzt, wie lange die Teile zerlegt werden dürfen. Einer Zerlegezeit muss eine Ruhezeit folgen, in der sich der kontaminierte Staub absetzen kann. Staub und verstrahlter Atomschrott werden am Ende in doppelwandigen Metallbehältern, besser bekannt als Castoren, landen.

Diese jahrelange mühselige Kleinarbeit wird dauern – die RWE Power AG hat zuletzt einen Endtermin 2021 genannt. Und die Kleinarbeit wird Millionen oder Milliarden Euro-Beträge verschlingen. Erfahrungswerte gibt es kaum oder sie schwanken extrem. So kostete der Rückbau des Kernkraftwerks Würgassen in NRW 700 Millionen Euro, während Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern 4 Milliarden Euro gekostet hat. Mit diesen Größenordnungen könnte ein Szenario eintreten, dass Kraftwerksbetreiber infolge des Rückbaus Pleite gehen und im Endeffekt der Staat – also der Steuerzahler – diese Kosten zu übernehmen hat.

In dem Theaterstück von Dürrenmatt hatte es Romulus der Große vergleichsweise einfach, damit sein Reich zerfiel. Er stand kurz vor dem Niedergang des römischen Reiches. Er rief die Germanen, dass sie in seinen Palast eindringen sollten. Als sie eindrangen, löste er sein Imperium auf. Er ließ sein Reichsschwert sinken und übergab seine Statue den Germanen.

Ganz so einfach ist dies bei einem Kernkraftwerk nicht.

Sonntag, 19. Mai 2013

Lesezeichen zur Erinnerung an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933

Über dieses Denkmal hatte unsere Tageszeitung berichtet. Die Einweihung war ein wichtiges Ereignis, um an die düstere Epoche unserer deutschen Vergangenheit zu erinnern. Da ich periodisch auf der Suche bin nach meiner eigenen Beziehung zu dieser düsteren deutschen Seite, wollte ich mir dieses wichtige Denkmal nicht entgehen lassen. Ein sensibles Kulturgut wie Bücher zu verbrennen, liegt jenseits meines Vorstellungsvermögens. Ich halte dies für einen Akt der Barbarei sondergleichen. Der Ort der Erinnerung ist nichts protziges, pompöses, was man sich üblicherweise unter einem Denkmal vorstellt. Eine quadratisches Lesezeichen ist zwischen die Pflastersteine eingelassen. Harmonisch fügen sich die Buchrücken von den Autoren, deren Bücher verbrannt worden sind, in die gepflasterte Fläche ein.


Die Gedenktafel des Lesezeichens liegt in Reichweite der Rathaustreppe.




Das Lesezeichen enthält eine Liste aller verbrannten Bücher.


Die meisten Autoren waren Juden.


Die Bücher von Regime-kritischen Autoren wurden genauso verbrannt.


Hemingway oder André Gide, das kommt mir schon willkürlich vor, wie die Nazis selektiert haben.

Samstag, 18. Mai 2013

Kastanienbäume

Ich habe mich verrannt. Das Thema für meinen nächsten Post ist reichlich kompliziert. Ich muss lesen, im Internet recherchieren, Zusammenhänge aufreissen, verstehen. Ein Sachthema, welches ich vor Anfang nächster Woche nicht schaffen werde. Dazu sind die Zeitfenster zu kurz, alles richtig zu verstehen und auch richtig zu formulieren.


Ich habe aber fotografiert. Kastanienbäume (dies ist nicht Thema des noch ausstehenden Posts) finde ich schön. Sie stehen derzeit in voller Blüte. Im Hofgarten habe ich eine Allee entdeckt, die mit ihrem Blätterdach den Pfad überspannt. 


Zwischen den Baumwipfeln schaut der blaue Himmel heraus.




Unter den Baumreihen komme ich mir beschützt und behaglich vor.


Das morgendliche Sonnenlicht leuchtet manche Stellen kräftig aus.


Ein Kirchturm mischt sich in die Baumwipfel hinein.


Herabgefallene Blüten zerstreuen sich in verspielten Mustern.

Ich wünsche Euch allen noch ein frohes Pfingstfest !