Montag, 29. Dezember 2014

Schneespaziergang auf den Ölberg

Den Moment ausnutzen und die Schönheit des Augenblicks genießen. In der Nacht auf Sonntag war das geschehen, worauf wir im letzten Winter vergeblich gewartet hatten: es hatte so geschneit, dass selbst das Flachland in der Köln-Bonner-Bucht von einer dünnen Schneeschicht überzogen war. Eisige Temperaturen, genau gesagt, minus sieben Grad, begrüßten die glitzernde Morgensonne in der frostklaren Luft. Auf ins Siebengebirge. Wir fuhren zum Wanderparkplatz auf der Margarethenhöhe. Und von dort aus zu Fuß zum Ölberggipfel, wo wir auf dem höchsten Berg des Siebengebirges eine ordentliche Ladung Schnee erwarteten.



Noch stand die Sonne schräg und die Schatten waren lang. Das Spiel des Lichtes auf dem Schnee war grandios.



Mir war die Geschichte bislang wenig bekannt, dass der Ölberg um die 1900er-Jahrhundertwende zum Verkaufsobjekt wurde. Das klingt vielleicht schräg und vermessen, dass ein Berg verkauft wurde, oder vielmehr, nicht der ganze Berg, sondern ein Teil des Berges. Es war aber so. Das hängt mit der anderen Seite des Ölbergs zusammen, die nach Ittenbach weist. Wie in anderen Teilen des Siebengebirges, fraßen sich die Steinbrüche in die Berge hinein. Daraufhin setzte sich der Verschönerungs-Verein Siebengebirge (VVS) zum Ziel, diesen Raubbau an der Natur zu stoppen. Mit Unterstützung der Rheinischen Provinzial-Regierung führte der VVS Lotterieaktionen durch, die bis Köln reichten. Mit den Gewinnen kaufte der VVS Teile des Siebengebirges auf, um den Abbau von Gestein zum Erliegen zu bringen. So kaufte der VVS 1899 den nach Ittenbach weisenden Teil des Ölbergs auf, an dem der Steinbruch betrieben wurde. Zu dieser Zeit war eine solche unternehmerfeindliche Vorgehensweise möglich, da auch die Rheinische Provinzialregierung den Erhalt der Natur für wichtiger betrachtete als die Erhaltung von Arbeitsplätzen. Ich stelle fest, dass sich Argumente und Grundkonstellationen bis heute nicht verändert haben. Nach der Schließung der Steinbrüche im Siebengebirge – das geschah bis 1940 - haben sich diese verlagert, in den Westerwald hinein und auf die andere Rheinseite ins Drachenfelser Ländchen.


Ich traute kaum meinen Augen, als uns zwei Mountainbikefahrer begegneten. Bergauf, stelle ich mir dieses Landschaftsgefühl noch prickelnd vor, wie man in der weißen Schneelandschaft mit um die 10% Steigung den Berg hoch kraxelt. Aber bergab ???? Ich würde nur noch schieben, alles andere wäre bei diesem glatten Untergrund Wahnsinn und Selbstzerstörung.


Auch dieser Mobilfunkmast dürfte zum Denken anregen. Der Netzempfang ist zwar bestens, aber muss man dafür dermaßen die Landschaft verschanden ? Ginge es nach den Netzbetreibern, würde das Siebengebirge im Zuge der superschnellen LTE-Netze mit weiteren Mobilfunkantennen zugepflastert. Dagegen wehrt sich mittlerweile eine Bürgerinitiative „Risiko Mobilfunk“. Immerhin hat diese Bürgerinitiative erreicht, dass auf der Rückseite des Ölberges – in Richtung Thomasberg – das Oberverwaltungsgericht Münster im Jahr 2012 den Aufbau eines weiteren Mobilfunkmastes untersagt hat.


Man beachte die Schreibweise des Gasthauses auf dem Ölberg: nicht „Ö“, sondern „Oe“. Der Ölberg hat nichts mit der Bibel zu tun, sondern er leitet sich ab aus einer Grenzmarkierung im Mittelalter zwischen den Kölner Erzbischöfen und dem Herzogtum Berg. „Mael“ stand einst für einen Grenzstein, daraus wurde nach einigen Sprachverwandlungen „Oelberg“, geschrieben mit „Oe“.


Als wir das Gasthaus betraten, um eine Tasse Kaffee und einen Kakao zu trinken, waren wir überrascht, welches rege Treiben gegen zehn Uhr morgens herrschte. Ob wir denn einen Tisch reserviert hätten, fragte uns der Kellner, den wir in einem Übergangszustand zwischen Hektik und Panik erwischten. Die meisten Tische waren belegt, lange Tische, an denen sich Gruppen zusammengefunden hatten, oder Familien von Opa und Oma bis zu den Enkelkindern, um dem familiären Beisammensein auf 460 Metern Höhe neue Dimensionen zu verleihen. Ja, so gerade waren zwei Plätze noch frei, und wir konnten beobachten, wie man auf den frühen Morgen mit einem Glas Sekt anstieß, wie der Brötchenkorb zum Bauernfrühstück durch die Hände wanderte, wie die Marmelade als Brotaufstrich überquoll. Sonne und blauer Himmel hatten wohl beigetragen, dass überall gute Laune herrschte.







Vor und nach unserer Pause im Ölberggasthaus genossen wir die Aussicht von der Plattform. Der 360 Grad-Rundumblick besticht in der Tat, über das Siebengebirge hinweg, auf den Rhein, auf Bonn und an Tagen mit klarer Sicht bis nach Köln.



Und auch auf unserem Rückweg entwickelten Bäume und Astwerk eine urwüchsige Kraft, als die schneebedeckte Landschaft des Westerwaldes hindurch schien. Dieser Spaziergang hatte sich gelohnt. In frostklarer Luft hatte ich die Schönheiten des Siebengebirges eingeatmet.

9 Kommentare:

  1. Ein herlicher Spaziergang in der Winterluft, danke Dieter, ich habe ihn sehr genossen.
    Wünsche dir und deinen Lieben, einen guten Rutsch und viel Glück und Gesundheit für 2015.
    ♥ lichst
    Angelika

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  2. Schön, schön... Wir haben es nur bis in den Kölner Stadtwald geschafft. Auch schön!
    Alles Gute für das Neue Jahr! Vielleicht kriege ich mit Michaela/Müllerin Art ja ein Bloggertreffen hin im Frühjahr...
    Herzlichst
    Astrid

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  3. Einen schönen Spaziergang durch eine Winterlandschaft tolle Bilder. Wünsche alles Gute für 2015.

    Gruß
    Noke

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  4. Also bei so einem Traumwetter hat es sich ja förmlich angeboten und eine tolle Wanderung habt ihr gemacht. Das hätte mir auch gefallen. Mit dem Mast ist natürlich nicht schön; ich habe mal in einem TV Bericht eine Sendung gesehen wo diese Maste regelrecht verkleidet wurden, so dass sie sich nahtlos in die Landschaft mit eingebunden haben. Das fand ich echt toll.

    Wünsche dir einen schönen Tag und falls wir uns nicht mehr lesen sollten einen guten Rutsch ins neue Jahr

    Viele Grüsse

    N☼va

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  5. Lieber Dieter,
    wunderschön, euer Ausflug - selbst wenn man dadurch erkennt, dass die Natur immer wieder Initiativen braucht, die sie retten - ob nun vor Gesteinsabbau oder vor Überspickung mit Handymasten ....
    Wir haben ebenfalls einen Spaziergang in den Schnee unternommen - diese weiße und ruhige Abwechslung vom Anblick der Landschaft, wie sie sich uns jetzt viele Monate lang geboten hat - ist doch etwas Herrliches!
    Guten Rutsch und alles Liebe
    von der Traude

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  6. Ohja, mit etwas Schnee bedeckt ist die Welt ganz anders, ganz zauberhaft. Ich musste schmunzeln, als ich was vom Ölberg gelesen hab, hab vom Deutschen Ölberg noch nie etwas gehört. Danke für die Erklärung :-D.
    Bei mir steht auch noch ein Post über den Ölberg an, aber über den anderen.

    Wünsche Dir und Deinen Lieben einen guten Start ins Jahr 2015.
    Herzliche Grüße!!!

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  7. danke für den schönen Schneespaziergang - und die Infos dazu :-)

    jetzt wünsche ich dir und deinen Lieben einen schönen Silvesterabend - und einen guten Rutsch in ein glückliches Jahr 2015

    Herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht

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  8. Ein schöner Bericht! Dort waren wir auch schon und haben die Aussicht genossen. Allerdings lag damals kein Schnee.

    Viele Grüße aus Limburg an der Lahn!
    Jörg

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